Best Cases | 08.12.2021

Nebenbei gründen - Mit Leidenschaft zum Side Hustle

Foto: pathdoc

Antworten darauf liefern dir die Expert:innen von sidepreneur.de und GrowGetters, die aus eigener Erfahrung und aus der Zusammenarbeit mit ihren Nutzer:innen wissen, worauf es ankommt.

Warum eigentlich nebenbei gründen? Darum:

#1 | Verwirklichung. “Nebenbei” kann irreführend klingen. Natürlich gründet man sein Side Business auch nicht einfach mal so. Es braucht dafür Ehrgeiz, eine Idee und den Willen, diese auch umzusetzen. Vor allem braucht es aber Spaß und Leidenschaft für das, was man erreichen will. Und genau das ist der erste Grund: ein Side Hustle bietet die Möglichkeit, das zu verwirklichen, was einem tatsächlich am Herzen liegt. Und das hilft dabei, sich beruflich und menschlich weiterzuentwickeln.

#2 | Herausforderung. Eine Challenge in Kauf zu nehmen und aktiv zu bewältigen hilft dabei, zu wachsen, wie Tiffany von GrowGetters weiß: “Ich denke, ein Side Hustler zu sein ist ziemlich eindeutige Bereicherung. Du kannst so viel Inspiration von deinem Hauptberuf in deine Nebentätigkeit nehmen - und umgekehrt. Und vor allem wenn du mit anderen zusammenarbeitest, nimmst du die Inspiration davon auch mit.”

#3 | Synergien. Durch diese Inspiration können Wissen und Fähigkeiten, die in der Nebentätigkeit aufgebaut werden, für den Hauptberuf und das Privatleben verwendet werden - und umgekehrt. Aber es gibt noch eine essenzielle weitere Sache, die davon profitiert: die Verbindungen zu anderen Menschen, die die eigene Leidenschaft für das Projekt teilen. “Gerade in unseren User Interviews haben wir gemerkt, dass wir eine direkte Verbindung zu unseren Nutzer:innen aufbauen konnten, weil wir die gleiche Leidenschaft teilen. Im Gegenzug konnten sich unsere Nutzer:innen mit uns und unserem Projekt identifizieren. Durch diese Verbindung konnten wir tatsächlich etwas aufbauen, dass einen Need erfüllt.”, fasst Tanya von GrowGetters ihre Erfahrungen im User Research zusammen.

#4 | Stabilität. Gründen ist nicht immer leicht und erfordert neben Zeit und Energie auch vor allem funding. Ein stabiles Einkommen aus einem Haupterwerb bietet die Grundlage, sich neben der konzeptionellen Entwicklung der eigenen Idee nicht auch noch um die Deckung von Kosten und andere, finanzielle Belange sorgen zu müssen. Es sollte nicht unterschätzt werden, wie viel Zeit und Energie es sparen kann, sich - zumindest in dieser Hinsicht - sorgenfrei, nur um den Inhalt des eigenen Konzepts kümmern zu können.

Wo anfangen? Die ersten Schritte zum Side Business

Ein Nebengeschäft muss nicht unbedingt völlig unabhängig von der hauptberuflichen Tätigkeit verlaufen. Oft bietet es sich an, die eigenen, beruflichen Kenntnisse zu nutzen, um eine andere Idee nebenbei zu verwirklichen. Peter Lutsch von sidepreneur.de verrät uns im Podcast: „Es bietet sich an, zu überlegen: kann ich meine unternehmerische Idee mit dem Geschäftsmodell meines Arbeitgebers verknüpfen oder erweitern? Der erste Schritt ist dann, ein Proof of Concept aufzubauen, damit herauszufinden, ob Interesse für die Idee besteht und dann auch unter den eigenen Kolleg:innen nach Mitstreitern zu suchen.“

Gerade im operativen Tagesgeschäft gehen solche Ideen gerne unter, vor allem wenn man sie alleine pitcht. Zusammen mit Mitarbeiter:innen und einem Proof of Concept, das den Need klar herausstellt, stehen die Chancen schon viel besser, die Idee für den Side Hustle innerhalb des eigenen Unternehmens erfolgreich vorzustellen.

Auch wenn sich die eigene Idee nicht im hauptberuflichen Umfeld umsetzen lässt, gilt aber: sie muss fixiert werden. Sobald das Konzept niedergeschrieben ist und der erste Schritt mit dem Proof of Concept getan ist, ist es viel schwieriger, sich wieder davon zu lösen und morgen schon wieder eine neue Idee zu verfolgen. Vor allem aber: ist das Konzept erst einmal kommuniziert, steigt der Druck, es auch weiter zu verfolgen. Und dieser Druck ist auch für Tanya von GrowGetters unbedingt notwendig: “Die Mitglieder in unserem Club sind vor allem da, um sich Arschtritte abzuholen. Ohne die richtige Motivation reicht die Leidenschaft allein einfach nicht aus. Gerade dabei hilft es, wenn man von Menschen umgeben ist, die auch bereit sind, sich gegenseitig zu unterstützen.”

Die offene Kommunikation bewahrt davon abgesehen auch davor, ein Konzept zu entwickeln, für das sich nachher Niemand interessiert. Dafür ist umso wichtiger, das Proof of Concept zu testen und so früh und so oft wie möglich im User Research mit der eigenen Zielgruppe in Kontakt zu treten. Die GrowGetters machen das regelmäßig, wie Tiffany berichtet: “Wir haben über das Jahr verteilt immer wieder Blöcke, wo wir mit 20, manchmal 30 oder 40 Usern sprechen, um unsere Ideen zu testen und Feedback zu bekommen - und das auch teilweise in bis zu einstündigen Interviews.” Das sorgt nicht nur für eine aktive Community, sondern hilft auch dabei, das eigene Projekt immer wieder zu fokussieren und nachzujustieren.

Wie der Side Hustle nicht zum Hassle wird

Tiffany von GrowGetters spricht aus Erfahrung: “Du kannst nicht alles alleine machen. Eines der ersten Dinge, die du klären solltest, wenn du versuchst, dein Nebengeschäft aufzubauen, ist, dir Hilfe zu suchen. Egal ob es Programmierer für eine App sind oder einfach Menschen, die dir helfen, Funding auf die Beine zu stellen.” und auch Tanya kann das nur bestätigen: “Was uns von Anfang an geholfen hat, ist, das wir Co-Founders sind und uns gegenseitig unterstützen und helfen können.”

Um vorbeugend dafür zu sorgen, dass das nebenberufliche Leidenschaftsprojekt nicht in Stress ausartet, ist es daher umso wichtiger, früh zu klären, welche der Bestandteile der Arbeit selbst übernommen werden können - und welche outgesourced werden sollten. “Definiere für dich selbst, worin du wirklich gut bist und stecke deine Energie da rein.” fügt Tiffany hinzu. Auch Peter Lutsch von sidepreneur.de schlägt vor: “Überleg dir gut, wie du das Ganze aufstellen möchtest und hole dir Hilfe, wo du kannst. Nichts verzögert den Prozess so sehr, als auf der Stelle zu treten, weil du durch Überforderung ins Stocken gerätst.”

Es kann schließlich trotzdem vorkommen, dass auf dem Weg Roadblocks warten. Zum Beispiel weil das Feedback ausbleibt oder das Konzept nicht so angenommen wird wie erhofft. Was dann? Zurück in den User Research, sagt Peter Lutsch: “Wichtig ist dann, herauszufinden, wo die Fehler liegen und wieder in der Befragung der Nutzer:innen der Sache auf den Grund zu gehen.”

Denn auch wenn der Name es vermuten lässt: die Nebentätigkeit läuft eben nicht “einfach nebenher”. Der wichtigste Punk ist Zeitmanagement, wie Peter erklärt: “Vielleicht ist es am Anfang gut, sich mit seinen Mitstreitern auf einen Tag zu einigen, an dem nur an dem Konzept für das Side Business gearbeitet wird und der Alltag des operativen Geschäfts ausgeblendet wird.” Enorm wichtig ist es auch, wie Tiffany von GrowGetters hinzufügt, das Zeitmanagement mit dem Privatleben und anderen, wichtigen Verpflichtungen in Gleichklang zu bringen.

Das ist aber auch einer der größten Pluspunkte eines Nebengeschäfts. Und das fasst Tiffany von GrowGetters in einem sehr passenden Schlusswort zusammen: “Die Stabilität ist sehr wichtig. Gerade wenn man versucht, Privatleben und finanzielle Verpflichtungen zu jonglieren, kann es schnell überfordernd werden. Ich achte mittlerweile sehr bewusst darauf, diese Dinge miteinander abzugleichen und sehe den Side Hustle als optimales Mittel, Ideen zu verwirklichen, ohne diese Stabilität aufgeben zu müssen."

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