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05. März 2020
Media Trends

Die Rolle von Wissenschafts­journalismus & Produktentwicklung in der Corona-Krise

Die Rolle von Wissenschafts­journalismus & Produktentwicklung in der Corona-Krise

Die Corona-Krise zeigt, wie wichtig es ist, dass Medien schnell reagieren und mit neuen Newsprodukten über die aktuelle Lage berichten. Dabei ist vor allem die Bedeutung des Wissenschaftsjournalismus enorm in den Vordergrund gerutscht. Hier sind einige Beispiele dafür, mit welchen neuen Produkten Medienhäuser über die Corona-Krise berichten.

[Mit Updates vom 13.03.]

Wissenschaftsjournalismus ist ein wichtiges Standbein im Journalismus. Das gilt zu jeder Zeit, aber besonders während einer Pandemie wie Corona. Wir arbeiten schon länger daran, den Wissenschaftsjournalismus digitaler zu machen - und freuen uns deshalb trotz der Krise über die digitalen Ideen, die im Moment beinahe täglich erfunden und ausprobiert werden. So ziemlich jedes größere, journalistische Medium versucht, auch abseits von klassischen Artikeln oder Beiträgen über Corona zu berichten.

Eine Suche nach

Man kann die Flut an Corona-Podcasts, Newslettern und Datenstücken positiv sehen, auch wenn das Thema natürlich eine schlimme Krise ist: Offenbar sind mehr und mehr journalistische Anbieter willens und in der Lage, neue Produkte schnell auszudenken, umzusetzen und kompetent journalistisch zu befüllen.

Es dauert nicht mehr sechs Monate, einen Podcast zu konzeptionieren


Das in der Bevölkerung ein großes Bedürfnis nach Aufklärung besteht, ist offensichtlich - und auch, dass bereits zahllose Falschinformationen zu allen Aspekten der Epidemie kursieren. Dass Berichterstattung nötig und gewünscht ist, liegt also auf der Hand. Dass das aber 2020 nicht mehr nur mit Sonderseiten, Brennpunkten oder in den anderen immer gleichen Formaten passiert, ist ein gutes Zeichen.

Der Artikel des Nieman Lab enthält eine Liste: Unter Anderem Quartz, Buzzfeed und die Washington Post haben Newsletter, CNN und andere Podcasts. Bloomberg hat alle Daten zu Covid-19 aufbereitet, und die John Hopkins Universität das wohl endgültige Dashboard zum Thema erstellt.

Auch in Deutschland gibt es einige Beispiele für kreative Produktentwicklung in Zeiten der Pandemie. Der NDR hat den täglichen Corona-Podcast zwar offenbar nicht erfunden, aber dafür mit dem Chef der Virologie der Charité in kürzester Zeit echtes Protagonistengold an Land gezogen. Das Ganze ein echtes Bedürfnis treffend, in einer modernen Medienform und journalistisch-seriös aufgezogen, und dabei trotzdem schnell und simpel: Das Team des NDR telefoniert einfach eine halbe Stunde mit dem Experten und sagt sogar vorab, dass es wegen der zum Telefonieren verwendeten App zu Aussetzern kommen kann. Hier zeigt sich: Es muss nicht immer die aufwendigste Produktion sein, wenn ein Projekt erfolgreich sein soll!

Größere Medien wie die FAZ setzen genauso wie lokale Anbieter wie die Neue Ruhr Zeitung auf Corona-Newsletter (und zeigen damit wieder einmal, dass Newsletter eine wunderbare Möglichkeit sind, ohne großen Aufwand ein Produkt anzubieten, dass jeder empfangen kann und das wertvolle Leads generiert).

Andere versuchen, der Fülle an Corona-Informationen mit Daten Herr zu werden. Bei der SZ gibt es unter anderem ein Datenstück zur Verbreitung des Virus, dessen Grafiken sich größtenteils automatisch aktualisieren.

Und die ZEIT geht völlig neue Wege, und zeigt mit einem Verhaltensregel-Sheet zum Selberausdrucken, dass Service-Journalismus nicht nur aus Produkttests und Restaurantempfehlungen bestehen muss.  

Auch Veranstalter denken um


Die Event- und Veranstaltungsbranche wird von der Corona-Pandemie besonders getroffen - wer im Moment Events veranstaltet oder besucht, wird die Flut von Absagen und Verschiebungen in seinem Postfach kennen. Doch auch hier zeigen sich viele Veranstalter, nicht nur im Medienbereich, überaus kreativ.

Sascha Lobo hat zum Beispiel die #Socialbuchmesse ins Leben gerufen, und nutzt seine Reichweite, um Autoren zu unterstützen, die nicht nur von der Absage der Leipziger Buchmesse hart getroffen sind.

Die Absage der SXSW hat ebenfalls viele dazu veranlasst, aufs Internet auszuweichen. Unsere Media-Lab-Freundin Anita Zielina hat ihren geplanten Vortrag kurzentschlossen auf Zoom verlagert und Trend-Päpstin Amy Webb will *alle* Fragen zu ihrem neuen Tech-Trend-Report über das Tool Subtext beantworten.

Unsere Kollegen von XPLR: Media in Bavaria versuchen sich sogar an einer vollständig digitalen Konferenz, die am Abend des 13.03. stattfindet (bzw. stattfand, je nachdem). Bei der XPLR Online Con sprechen unter anderem Dirk von Gehlen und Marcus John Henry Brown. Anmelden könnt ihr euch hier.

Den Ausstieg schaffen

Zur erfolgreichen Produktentwicklung gehört es auch, zu pivotieren und etwas anderes zu machen, wenn das eigene Produkt nicht (mehr) das richtige ist. Und gerade im Fall der Corona-Epidemie ist die Grenze zwischen Information und Panikmache dünn. Werden die Podcasts und Newsletter rechtzeitig wieder eingestellt, wenn es weniger zu berichten gibt? Oder werden dann (wie es sicher schon vereinzelt passiert) Nichtigkeiten aufgebauscht, um das erfolgreiche neue Corona-Produkt weiter betreiben zu können? Eine dieser Möglichkeiten klingt auf jeden Fall besser als die andere.

Als Veranstalter hoffen wir für uns, aber natürlich auch für alle anderen Veranstalter, Künstler und Event-Arbeiter, dass physischer Austausch bald wieder stattfinden kann - aber trotzdem durch die Corona-Experimente Wissen gesammelt wird, wie das in Zukunft digitaler passieren kann.

Außerdem hoffen wir, dass Medienhäuser die Geschwindigkeit und Kreativität im Umgang mit neuen Produkten und Produktideen auch für weniger schlimme Krisen beibehalten. Und offen für neue Möglichkeiten bleiben, denn irgendwann gibt es vielleicht bessere Ausspielwege als Podcasts oder Newsletter. Dann hätte die Medienbranche einen wichtigen Schritt in Richtung Zukunftsfähigkeit gemacht, und könnte ihren gesellschaftlichen Auftrag besser erfüllen - egal, ob es um lebenswichtige Informationen in einer Krise geht, oder um die nächste Fußball-WM.

Übrigens:

Die Corona-Krise zeigt einmal mehr, wie wichtig Wissenschaftsjournalismus ist - auch Virologe Christian Drosten hat darauf noch einmal hingewiesen. Mit unserem Rocking Science Journalism geben wir innovativen Pionieren die Chance das digitale Angebot des Wissenschaftsjournalismus zu revolutionieren!

Wir wollen diesen Blogbeitrag erweitern und updaten, wenn es noch mehr gute Beispiele aus Deutschland oder der Welt gibt. Ist dir etwas aufgefallen, wo ein neues News-Produkt vorbildlich zur Information beiträgt? Oder eine besonders absurde Blüte, die die Berichterstattung treibt? Melde dich bei christian@media-lab.de!

Text: Christian Simon
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