Media Research & Development | 01.12.2022
Team Effort - Gelebte Nachhaltigkeit in Unternehmen
Nachhaltigkeit und Klimaschutz sind in aller Munde. Tram statt Auto, Kerzen statt Weihnachtsbeleuchtung - es sind die kleinen Aktionen, die in der Summe einen nachhaltigen, ökologischen Lebensstil prägen. Unternehmen müssen umdenken und die bequemen Gewohnheiten an nachhaltige Ziele anpassen. Daher ist es sinnvoll, direkt bei den Mitarbeitenden anzusetzen, um das Umweltverhalten zu verbessern. Im Kollektiv kann Nachhaltigkeit nicht nur dauerhaft gefördert werden, sondern zudem motivierend und unterhaltsam sein.
“Eine saubere Energieversorgung ist Good Business und ein Wettbewerbsvorteil für uns.”, erklärte schon vor 8 Jahren die Nachhaltigkeits-Chefin Lisa Jackson bei Apple. Was im Jahr 2014 fast als revolutionär galt, ist heutzutage aus den großen Firmen der Welt nicht mehr wegzudenken: Die Nachhaltigkeitsabteilung. Wie diese Abteilungen aussehen, unterscheidet sich von Unternehmen zu Unternehmen. Überfällig sind sie in jedem Fall. Jedoch werden immer noch nicht alle Mittel bedient, obwohl sie einfach, nah und preiswert zur Verfügung stehen. Der Geist ist willig, doch das saisonale und regionale Öko-Fleisch ist schwach.
Neue Gewohnheiten braucht das Land
Was uns hindert, ist ein individueller, gewohnter Tagesrhythmus - und die Sorge, dass wir beim Sparen auch an Lebensqualität einbüßen. Dabei kann Klimaschutz und Nachhaltigkeit eine spannende, spaßige Maßnahme sein, die mit wenigen Kniffen und Tricks den Alltag sogar verbessert. Um diese Theorie zu bekräftigen, haben wir vom Media Lab Bayern an einem 3-wöchigen Projekt des Startups Future Weeks teilgenommen, um innerhalb unseres Unternehmens nachhaltiger und klimafreundlicher zu arbeiten, an bisher unerkannten Stellschrauben zu drehen als auch die gewonnenen Werte in unser privates Umfeld zu übertragen.
Nina Herzog und Nils Westrich vom Startup Future Weeks haben mit ihrem gleichnamigen Produkt ein Action-Learning-Programm für Unternehmen und vor allem deren Mitarbeiter:innen entwickelt, welches das Thema gelebte Nachhaltigkeit in Unternehmen stärkt. “Entstanden ist das Konzept aus der Beobachtung heraus, wie Einzelpersonen mit Hilfe eines neuen Mindsets zu einer gelebten Klimakultur im Unternehmen beitragen.”, erklärt Nina Herzog.
Interkulturelle Transformation
Die wichtigen Transformationsprozesse zum nachhaltigen Denken scheitern oft an der Unternehmenskultur. Eine Unternehmenskultur basiert jedoch auf den typischen menschlichen Gepflogenheiten, die das Privatleben wie auch den Arbeitsalltag bestimmen. "Und genau an diesem Punkt wollen wir ansetzen.", verdeutlicht Nina Herzog. "Wir bieten eine handlungsorientierte Weiterbildung an, und zwar direkt im Herzzentrum der jeweiligen Firma - bei den Mitarbeitenden.” Der spielerische, humorvolle Ansatz beim Projekt Future Weeks dient nicht nur als Nachhaltigkeitsprojekt, sondern auch als Incentive, das den Teamcharakter stärkt. Das mehrwöchige Programm ist abwechslungsreich gestrickt und so aufgebaut, dass alle Mitarbeitende eine maximale Wirkung mit minimalem Aufwand erzielen.
So gibt es jeden Tag ein kleines Daily, das sich einem wöchentlichen Kernthema widmet. Diese Dailys sind tägliche Impulse mit knappen Facts, Stories oder Analogien. Im Anschluss folgt ein kurzes Quiz, das nach Beendigung eine kleine Geldsumme generiert. Die Geldsumme dient nicht dem persönlichen Vergnügen, sondern erfüllt einen höheren und guten Zweck: Das erspielte Guthaben wird an ausgewählte NGOs (non-governmental organizations) gespendet, die sich dem Thema Klima, Nachhaltigkeit oder Patenschaften verschrieben haben. Welches Projekt dabei finanziell unterstützt wird, kann man individuell oder in der Gruppe entscheiden.
A bisserl was geht immer
Die wöchentliche Challenge verdeutlicht, wie einfach es im privaten sowie beruflichen Alltag ist, dauerhaft und vor allem mit Freude nachhaltig zu leben. Es geht nicht um bahnbrechende, neue Erkenntnisse. Es geht mehr darum, die vielen Möglichkeiten, die es zu erschöpfen gilt, aufzeigen. Auch wir im Media Lab haben nach der ersten Challenge-Woche unser Büroverhalten verbessert. Neben der richtigen Lüftungsart (Stoßlüften statt Kippen) und der Vermeidung von Standby (Steckerleisten mit Kippschaltern) bereiteten wir uns daheim eine nicht-tierische Mahlzeit zu und überdachten ökologische Möglichkeiten bei unseren zukünftigen Events.
Doch auch kleine Aktionen beflügelten Geist und Seele. Meetings wieder persönlich statt online beizuwohnen hilft nicht nur der Nachhaltigkeit, sondern auch der internen Kommunikation und dem Teambuilding. Und E-Mails und Serverdaten auszusortieren war für uns nicht nur ein reinigender Akt, sondern steigerte unsere Leistungsfähigkeit. Die Erkenntnisse mögen nicht neu sein, aber bewusst umgesetzt erzielen sie in der Summe eine große Wirkung.
Der grüne Bildungsauftrag der Medien
Während alle Unternehmen branchenübergreifend etwas zur Nachhaltigkeit beitragen können, können gerade Medienunternehmen mit kleinen Zeichensetzungen vielfältig unterstützen. Dabei reicht es nicht, den symbolischen Baum zu pflanzen. Klimaschädliche Technologien, die mit Gas, Öl oder Kohle betrieben werden, sind große Treiber, die es zu vermeiden gilt. Im Jahr 2019 verzichtete die schwedische Tageszeitung Dagens ETC beispielsweise bereits auf Werbung von fossilen Unternehmen. Und ein klimaneutraler Zeitungsdruck ist weit mehr als nur ein ökologisches Statement.
Doch auch die eigentliche Berichterstattung kann optimiert werden. Medien mit einem journalistischen und gesellschaftlichen Auftrag sollten nicht nur fundiertes Wissen und Hintergründe verbreiten, sondern positiv und bestärkend über Ansätze berichten, die Leser:innen abholt. Anstatt die Verbraucher:innen mit Reportagen über Versorgungsengpässe zu verunsichern, braucht es erklärende und bejahende Ansätze. Was für Vorteile entstehen durch die Sparmaßnahmen langfristig in meinem Haushalt? Wie profitiert meine Gesundheit davon, wenn ich im Winter meine Wohnung nicht überhitze? Auf welche Gewohnheiten kann ich getrost verzichten und trage dabei auch noch zum Klimaschutz bei? Nina von Future Weeks hat dazu das passende Schlusswort: “Der Schlüssel für die Gestaltung einer nachhaltigen Zukunft liegt in der Qualität menschlicher Entscheidungen. Positive Trigger sind dafür entscheidend. Indem wir Vorteile erarbeiten, erschaffen wir uns eine erstrebenswerte Zukunft.”