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03. März 2020
Media Research & Development

Terms Should Travel

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Herausforderungen bei der Lizenzierung digitaler Inhalte im Internet

Die Herausforderung meines R&D-Fellowships des Media Lab Bayern bestand darin, ein Geschäftsmodell für eine Software-Anwendung zu testen und zu validieren, die auf der Content Blockchain gelauncht werden soll.

Der Service, an dem ich arbeite, wird es professionellen Fotografen sowie ambitionierten Amateuren, Agenturen und anderen Rechteinhabern ermöglichen, digitale Bildinhalte zu timestampen, Urheberrechte zu deklarieren und Lizenzen für Fotos dezentral und direkt auf der Blockchain anzubieten. Gleichzeitig wird es potenziellen Lizenznehmern (Journalisten, Nachrichtenorganisationen, Redakteuren und anderen Nutzern) ermöglichen, digitale Inhalte auf eine einfache Art und Weise zu lizenzieren.

In diesem Beitrag möchte ich die Ausgangslage skizzieren, die zur Entwicklung der Anwendung geführt hat:

Visuelle Medieninhalte sind online allgegenwärtig

Visuelle digitale Medieninhalte füllen das Internet. Private und kommerzielle Websites, Nachrichtenartikel und Blog-Einträge sind nicht denkbar ohne Bilder und visuelle Elemente, die die verschiedenen Botschaften emotional unterstützen. Es besteht ein wachsender Bedarf an originellen und authentischen Inhalten, die flexibel für unterschiedliche Zwecke online genutzt werden können und die nicht von einer der etablierten Bildagenturen stammen. Sie machen aus vielen Gründen schwere Zeiten durch. Plattformen wie Pixabay.com und Unsplash.com unterwandern den Markt für kommerzielle Bildrechte spürbar. Darüber hinaus können die Verwendung von Inhalten, die bereits hunderte Male im Internet verwendet wurden, bei Webseitenbetreibern zu einem Verlust an Traffic führen. Denn Suchmaschinen diskriminieren Websites mit oft genutzten Inhalten bei der Anzeige in den Suchergebnissen.

Auf der anderen Seite lieben es die Menschen, ihre photographischen Inhalte auf persönlichen Blogs oder in sozialen Medien zu publizieren und mit Dritten zu teilen. Es ist ziemlich erstaunlich zu sehen, wie hoch die Qualität der Fotos ist, die von Menschen gemacht wurden, die nicht unbedingt Zugang zu professioneller Ausrüstung oder einen professionellen Hintergrund haben, aber dennoch die höchsten Ansprüche an sich selbst stellen. Die Veröffentlichung von Fotos macht Spaß, ist aufregend und kommunikativ. Die große Mehrheit der ‘normalen User’ hat keine kommerziellen Absichten, wenn sie ihre Inhalte in sozialen Medien veröffentlicht. Was eine gute Sache ist.

Aber seit einigen Jahren sind Social-Media-Plattformen auch für Medienschaffende oder ambitionierte Amateure relevant, die über die Monetarisierung ihrer Werke nachdenken. Instagram kann als die bei weitem größte Fotocommunity der Welt betrachtet werden. Aus diesem Grund wird die Plattform von einer wachsenden Zahl von Fotografen genutzt, die dort ihr Portfolio präsentieren, mit ihrer Community in Kontakt treten oder versuchen, ein neues Publikum und eine größere Reichweite für ihre Werke zu schaffen.

Urheber wollen Respekt, Zuschreibung und Vergütung

Aber diese Art von öffentlicher Zurschaustellung birgt ein Risiko: dass Bilder aus dem Zusammenhang gerissen oder für unbeabsichtigte Zwecke missbraucht werden. Die meisten Fotografen, die ich während meiner Challenge in München interviewt habe, haben selbst zu einem Zeitpunkt einmal einen Missbrauch ihrer Inhalte erlebt. Es scheint nicht selbstverständlich zu sein zu verstehen, dass obwohl Bilder kostenlos veröffentlicht werden und jeder leicht auf die digitalen Dateien zugreifen und sie herunterladen kann, grundlegende Urheberrechte beim Rechteinhaber verbleiben.

Aus rechtlicher Sicht können sie entscheiden, was Dritte mit ihren Inhalten tun dürfen und die Rechte und Lizenzbedingungen definieren. Und unter “Lizenzbedingungen” kann man auch den Wunsch verstehen, dass ein Urheber von Inhalten für seine kreative Arbeit anerkannt werden möchte und eine Namensnennung fordert. Professionelle Fotografen hingegen können natürlich auch komplexere Lizenzbedingungen für Inhalte formulieren, um eine Vergütung für ihre Werke zu erhalten.

Unabhängig vom rechtlichen oder kommerziellen Modell müssen die Lizenzbedingungen jedoch zum Ausdruck gebracht werden. Und sie sollten untrennbar mit den Inhalten verbunden sein, wenn diese online publiziert werden. Denn wie ist es den Nutzern möglich, z.B. einen Rechteinhaber zu nennen, wenn grundlegende Informationen über den Inhalt online fehlen?

Herausforderungen zur korrekten Nutzung von Content online

Zunächst muss der Inhalt selbst eindeutig identifiziert werden können. Dies ist eine große Herausforderung, wenn man bedenkt, dass die meisten Dateien mit digitalen Inhalten im Internet nicht wirklich referenzialisiert sind und weder etablierte noch proprietäre Produktkennungen oder Standardidentifier vorliegen.

Die Identifizierung des Urhebers ist der Inhalte ist der zweite Schritt, der eine unverzichtbare, aber zuweilen recht schwierige Verpflichtung darstellt. Vorbei sind die Zeiten, in denen Fotos mit hässlichen, aber sichtbaren Wasserzeichen versehen wurden. Eine Google-Bildersuche bringt die Nutzer überall hin, nur nicht in die Nähe der gewünschten Informationen. Die Angabe von Rechteinhabern oder Nutzungsrechten ist für Social-Media-Plattformen bisher kein Thema, das sie unterstützen.

Als dritter Schritt müssten Nutzer herausfinden, was sie mit dem Inhalt machen dürfen. Die Kontaktaufnahme mit dem Rechteinhaber, um sich über Rechte und Lizenzbedingungen zu informieren, ist ein zuweilen unmögliches, sicher aber zeitaufwändiges Unterfangen. In den meisten Fällen sind manuelle Eingriffe, der Austausch von E-Mails oder sogar Telefonanrufe erforderlich, um einen – für alle Beteiligten – ermüdenden Prozess der Lizenz- und Rechteverhandlungen in Gang zu setzen.

Die Licium-App

Für den Rechteinhaber sollte die Nutzung von Technologie und Standards zur Identifizierung von Inhalten, die Geltendmachung von Urheberrechten und der Ausdruck von Lizenzbedingungen so einfach und selbstverständlich sein wie die Erstellung der Inhalte selbst. Content Identifier, Rechte und Lizenzen sollten vom Zeitpunkt ihrer Erstellung an untrennbar mit den Inhalten verbunden sein.

Und andererseits sollte die Identifizierung von digitalen Inhalten, Rechteinhabern und Lizenzinformationen für Nutzer oder potenzielle Lizenznehmer ein Ein-Klick-Vorgang sein. Genau darum geht es der Licium-App.

Die Licium-App unterstützt Urheber und Kreative, professionelle Fotografen und ambitionierte Amateure dabei, ihre Inhalte zu timestampen, die Urheberrechte einzufordern und die jeweiligen Nutzungsbedingungen auf einem öffentlichen, dezentralisierten Blockchain-Netzwerk zu publizieren. Durch die Verwendung der Licium-App werden grundlegende Metadaten sowie die Nutzungsbedingungen untrennbar mit den Inhaltsdateien verbunden. Dies ermöglicht eine angemessene Zuordnung und Anerkennung des ursprünglichen Urhebers sowie eine faire Vergütung seiner kreativen Arbeit.

Andererseits wird die App potenziellen Lizenznehmern, wie Journalisten, Nachrichtenorganisationen, Redakteuren und anderen Nutzern, ermöglichen, neue, spannende, authentische und originelle Inhalte im offenen Web und in sozialen Medien zu finden, auf sie zuzugreifen und sie gemäß den vom ursprünglichen Urheber festgelegten Bedingungen zu nutzen. Licium bringt der Content Community den Wert der Content-Erstellung zurück, von dem bislang nur einige wenige zentralisierte Plattformen profitieren.

Wenn ihr mehr über die Licium-App und ihre Funktionsweise erfahren möchtet, meldet Euch einfach. Gern könnt ihr Euch auch für unseren Newsletter auf https://licium.app anmelden, um über die neuesten Entwicklungen informiert zu sein.

Bitte kontaktiert mich auch, wenn Ihr als Frontend-Entwickler auf der Suche nach neuen Herausforderungen seid oder ein Investor, der sich für das Potenzial von d’Apps für Medienschaffende auf der Basis dezentraler Blockchain-Technologie interessiert.

Text: Sebastian Posth
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