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21. Februar 2019
Lab News, Start up Knowledge

Von Zero to Unicorn: So finanziert ihr euer Medienstartup

Von Zero to Unicorn: So finanziert ihr euer Medienstartup

Warum wir das Digital Media Camp abschaffen — und warum es trotzdem gleich einen Nachfolger gibt.

Warum wir das Digital Media Camp abschaffen — und warum es trotzdem gleich einen Nachfolger gibt.

Ohne Geld kein erfolgreiches Startup. Die Finanzierung ist für jedes neugegründete Startup das Zweitwichtigste— direkt nach dem Problem, dass ihr mit eurer Idee löst. Doch welche Finanzierung ist die richtige für euer Startup? Bootstrapping? Ein Business Angel oder andere Investoren? Eine Serie-A-Finanzierung? Bis euer Geschäftsmodell greift, wird euer Startup durch verschiedene Phasen gehen — in jeder davon könnte eine andere Finanzierung die richtige sein.

Auch die Startups aus dem Media-Lab-Umfeld nutzen verschiedene Modelle. Wir haben sie gefragt: Welche Möglichkeiten gibt es — und wie ist man damit erfolgreich?

Bootstrapping-Case 1: Der Kontext

Beim Bootstrapping ziehen sich Startups ziehen sich quasi am eigenen Stiefelriemen nach oben. Konkret heißt das, auf externes Geld zu verzichten und Betrieb und Weiterentwicklung des Startups ausschließlich aus eigenen Umsätzen zu finanzieren. Das bedeutet gerade bei Neugründungen auch, oft wenig Kapital zu haben und es durch größeres Engagement des Teams ausgleichen zu müssen.

Diese Erfahrung machte auch KontextLab aus der zweiten Runde unseres Media Startup Fellowship. Ihr prominentestes Produkt ist www.derkontext.com, eine Nachrichtenseite, die komplexe Themen in einer vernetzten und übersichtlichen Form aufbereitet. Das Magazin ist ein Produkt — doch Geld verdient das Startup hauptsächlich darüber, ihr CMS als SaaS-Lösung zu verkaufen.

»Wir hatten diese Möglichkeit von Anfang an mit eingeplant«, sagt Bernhard Scholz, einer der Kontext-Gründer. »Zuerst dachten wir, wir verdienen mit dem Magazin Geld, um damit unsere Lösung weiter auszubauen«. Es kam dann anders: Schon der erste Kunde, dem sie einen Prototypen ihrer »Knowledge Map« präsentierten, war so begeistert, dass er den Prototypen kaufte und damit die Entwicklung der Software finanzierte.

Heute ist das Kontext-Magazin der beste Usecase für die SaaS-Lösung. Die Gründer haben immer ein Produkt, mit dem sie für den Kauf ihrer Software werben können. Und das spielt auch noch Geld ein: »Wir haben überlegt, das Magazin gratis anzubieten, weil wir unser Geld mit der Software verdienen und damit mehr Reichweite erzielen könnten. Aber dann dachten wir uns: Warum?«, sagt Bernhard. Mit Paywall funktioniert der Usecase eben noch besser: Nicht nur, dass das Produkt als solches funktioniert — sondern auch, dass Nutzer bereit sind, dafür zu bezahlen.

Was kann man daraus lernen?

  • Die erste Geschäftsmodell-Idee ist vielleicht gar nicht die richtige!
  • Verschiedene Unternehmensbereiche können sich gegenseitig stützen!
  • Dinge, die ihr braucht, um eure Vision umzusetzen (Tools etc.) könnten auch für andere interessant sein!

Bootstrapping-Case 2: Bohème

Auch Boheme, ein Startup aus unserem ersten Media Startup Fellowship, geht auf diese Art vor. Für Boheme war es auch eine Entscheidung aus Notwendigkeit: Viele Investoren beschieden ihnen, dass es für eine Serie-A-Finanzierung noch »zu früh« sei .Gründer Amadeo Gaigl sieht aber auch viele Vorteile darin: »Bootstrapping bedeutet oft nur über knappe Ressourcen zu verfügen. Aber es bedeutet auch, enorm viel zu lernen und zu verstehen, was wirklich nachgefragt wird und was nötig ist um die nächsten Ziele zu erreichen.«, sagt er.

Gründern, die es auch auf diese Art schaffen wollen, gibt Amadeo ein paar Tipps: »Mit knappen Ressourcen muss man vieles selbst machen. Dabei hilft es, wenn das Team gut eingespielt ist und die gleiche Leidenschaft für die Vision hat.«

Die ersten Kunden könnt ihr sogar schon akquirieren, bevor ihr ein fertiges Produkt habt. Boheme konnte zum Beispiel die Schweizer Bundesbahnen (SBB) überzeugen, ihr Produkt in der Beta-Phase zu kaufen. Dafür entwickeln Boheme ihr Konzept jetzt in Zusammenarbeit mit der SBB weiter. Davon profitieren beide Seiten, die SBB zusätzlich von einem besseren Preis. So ist genug Umsatz für die laufende Finanzierung gesichert, und Boheme kann mit dem weiterentwickelten Produkt weiter auf Kundensuche gehen.

Was kann man daraus lernen?

  • Bootstrapping ist vor allem für Startups in einer frühen Phase geeignet!
  • Es verlangt viel Arbeit und Engagement von den Teammitgliedern.
  • Eine Beteiligung durch strategische Partner ist zu einem späteren Zeitpunkt immer noch möglich!

Business Angels und SAFE-Finanzierung: Picter

Ein anderer Case ist es, bereits früh eine Finanzierung durch Risikokapital zu finden. Business Angels unterstützen dabei in der Pre-Seed-Phase mit kleineren fünf- und sechsstelligen Beträgen. VCs sind meist erst ab 500.000 bis zu mehreren Millionen dabei.

Mit einem etablierten Businessmodell gibt es dann immer noch die Möglichkeit, fremdes Geld einzusammeln. Besonders wichtig: erste Kunden zeigen, dass Menschen euer Produkt mögen und bereit sind, dafür zu bezahlen. So werdet ihr auch für VCs interessant. So ging es auch unseren Alumni von Picter, die in zwei Seed-Finanzierungen knapp einen hohen sechsstelligen Betrag eingesammelt haben. In der ersten Runde kaufte ein Business Angel Anteile, die zweite Runde bestritten sie mit einer SAFE-Finanzierung (Simple Agreement for Future Equity), bei der Investoren quasi Geld leihen, das im Falle einer Series-A-Finanzierungsrunde in Anteile umgewandelt wird.

Für Picter kam damit frisches Geld und eine ganze Menge neuer Aufgaben in die Firma. »Mit Investoren hat man neue Stake- und Shareholder in der Firma, die das Geschehen maßgeblich mitgestalten möchten. Der Druck wächst und der Kommunikationsaufwand auch«, sagt Gründer Claudio Ricci. Obwohl das ursprüngliche Team nach wie vor das Sagen habe, müsse man ständig zwischen eigenen Erwartungen und denen der Investoren ausgleichen.

Für Startups, die die erste Phase bereits abgeschlossen haben und einen ähnlichen Weg gehen wollen, hat Claudio noch folgende Tipps: »Bevor ihr Investoren sucht, beweist erst, dass ihr mit dem Startup alleine Geld verdienen könnt. Und mit Beweisen meine ich, erste Umsätze zu haben und das Potenzial, die mit Investment drastisch zu steigern. Wachstumsraten von 3–7 % pro Woche wären super, das ist der Y-Combinator Referenzwert. Sucht dann nach erfahrenen Investoren, die euch mit mehr als nur Geld helfen können.«

Was kann man daraus lernen?

  • Es gibt verschiedene Wege, sich von Investoren finanzieren zu lassen. Vor einer »klassischen« Series-A-Finanzierung gibt es noch Business Angels oder Modelle wie SAFE.
  • Investoren sind keine Samariter! Wer Investoren will, muss auch bereit sein, ihnen einen Platz im Board und Mitspracherecht einzuräumen.
  • Gewusst wann: Um Investoren überhaupt erst zu überzeugen, muss ein Startup meist schon eine Weile auf eigenen Füßen gestanden haben und eigene Umsätze vorweisen können.

Das sind drei gute Modelle, mit denen ihr eurer Startup finanzieren könnt. In unserem Media Startup Fellowship arbeiten wir mit euch individuelle Möglichkeiten aus, wie es bei euch klappen kann — zum Start gibt es 50.000 Euro Funding. Ohne, dass ihr Anteile abgeben müsst. Die Bewerbungsphase läuft noch bis zum 15. Dezember 2018!

Ihr habt Fragen zum Fellowship oder zum Media Lab? Schreib uns auf Twitter oder unter hi@media-lab.de

Text: Lina Timm
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