Media Trends | 23.01.2023
Automatische Musikauswahl für Videoproduktionen
Schnitt und Auswahl von Musik sind sehr zeitaufwendige Faktoren bei der Videobearbeitung. Man muss sich als Video Creator langwierig mit der richtigen Vertonung der Videopassagen beschäftigen. Wertvolle Produktionszeit geht somit verloren. Das Startup MuseKIT hat ein Tool entwickelt, das Videos mit der passenden Musik unterlegt, indem die adäquate Stimmung der Sequenz ausgewählt wird. Durch diese Automatisierung haben Videoproduzent:innen endlich wieder Zeit für das, was sie richtig gut können - Videos produzieren. Im Interview erklärt MuseKIT-Founder Leonard Darsow den Prozess dahinter.
Inhaltsverzeichnis
- Wie bist du dazu gekommen, dich mit musikalischen Untermalungen von Videos zu beschäftigen?
- Warum nimmt der Musikschnitt so viel Zeit in Anspruch?
- Was unterscheidet euch von anderen Plattformen?
- Wo liegt hierbei der Vorteil für die Medienschaffenden?
- Wie funktioniert die Geschäftsidee eures Startups dahinter?
- Was sind die Herausforderungen auf diesem Gebiet?
- Schneidet ihr auch wunschgemäß Musik zu?
- Welche Zielgruppe profitiert am meisten von eurem Tool?
Wie bist du dazu gekommen, dich mit musikalischen Untermalungen von Videos zu beschäftigen?
Leonard: Das fing schon früh an. Ich habe zum einen früher gerne selbst Musik komponiert. Gleichzeitig habe ich ebenso gerne Kurzfilme produziert und Erfahrungen im Videoschnitt bei in einer Videoproduktion gemacht. Ich hatte somit den Einblick von allen Seiten und erkannte, wie komplex es ist, Szenen richtig musikalisch zu vertonen. Das Hauptproblem ist, dass es sehr viel Zeit in Anspruch nimmt, da man erst einmal die richtige Musik suchen und dann noch gekonnt einfügen muss. Daher hatte ich mir überlegt, wie ich das für mich vereinfachen und sogar vereinen kann. Es musste meiner Meinung nach möglich sein, dass die richtige musikalische Stimmung problemlos und unkompliziert für die jeweilige Szene eingefangen werden kann. Daher habe ich daran gearbeitet, Musik in ein skalierbares Format zu bringen.
Warum nimmt der Musikschnitt so viel Zeit in Anspruch?
Leonard: Videoproduzent:innen machen in erster Linie genau das machen: Videos produzieren. Der Erwerb von Filmmusik und der damit einhergehenden Rechte ist nicht das tägliche Brot von Videoschaffenden und mit gründlicher Recherche verbunden. Auf der Suche nach der geeigneten Musik durchforstet man mehrere Plattformen oder sucht nach freischaffenden Künstler:innen. Das ist natürlich ein Zeitfresser. Aber der Hauptfaktor ist und bleibt der Schnitt. Die Stimmung einer Szene oder eines Videos mit der entsprechenden Musik zu untermalen ist ein aufwendiges Prozedere. Wertvolle Produktionszeit geht somit verloren.
Was unterscheidet euch von anderen Plattformen?
Leonard: Wir bei MuseKIT haben keine übliche Musikbibliothek mit Einzeltiteln, sondern wir arbeiten mit ganzen Musikpaketen. In unserem Sprech nennen wir sie MuseKIT-Templates. Die Templates bestehen, wie bei Filmmusik üblich, aus einer Melodie. Diese Melodie vereint jedoch viele verschiedene Stimmungen in sich. Vorstellen kann man sich das so: Man greift auf einen Ordner mit 10 Tracks zu, die alle unterschiedliche Stimmungen abrufen. Diese sind aber alle Variationen innerhalb einer Melodie.
Wo liegt hierbei der Vorteil für die Medienschaffenden?
Leonard: Dank unseres Templates kommt man ohne aufwendiges Suchen oder Schneiden aus. Nutzer:innen können das Video mit nur einem Paket vertonen, da die Musik aus einem Guss ist. Wir haben dazu ein Plug-in für Adobe Premiere Pro geschrieben. Premiere ist das meistgenutzte Videoschnittprogramm. Mit Hilfe dieses Plug-ins kann man unproblematisch die Musik zum Video hinzufügen, indem man die Stimmung des Videos oder der Sequenz auswählt. Das Plug-in setzt die Musik dann automatisch - zum Beispiel fröhlich am Anfang, dramatisch in der Mitte und melancholisch am Schluss - ein. Diese Automatisierung kommt vollständig ohne Schnitt aus.
Wie funktioniert die Geschäftsidee eures Startups dahinter?
Leonard: Grundsätzlich ist es so, dass wir die Musiker:innen am Umsatz beteiligen. Die Musiker:innen stellen uns dann wiederum die Musik und die Lizenz zur Verfügung. So können wir für unsere Kundschaft eine Musikbibliothek und ein Programm generieren. Beim Abonnement können sie dann zwischen den Paketen wählen.
Was sind die Herausforderungen auf diesem Gebiet?
Leonard: Musik muss neu und auf unsere Anforderungen komponiert werden. Normale Filmmusik, die bereits existiert, würde nicht in dieses Format passen. Wir brauchen daher custom music und die entsprechenden Musiker:innen, die uns die Musik und die Lizenz daran so zur Verfügung stellen. Mit dazu wollen wir eine größere Musikbibliothek aufbauen und mit diversen Künstler:innen arbeiten. Es ist aber nicht so leicht, die richtigen Musiker:innen zu finden. Wir stehen also vor einigen Aufgaben.
Schneidet ihr auch wunschgemäß Musik zu?
Leonard: Wir haben bereits vereinzelt für Marken und Brands ein kundenspezifisches Musikpaket kreiert. Das heißt, wir haben Musik nach deren Wünschen zugeschnitten und somit ein individuelles Paket gestaltet, mit dem sie alle ihre Videos vertonen können.
Welche Zielgruppe profitiert am meisten von eurem Tool?
Leonard: Unsere Zielgruppen sind die mittelgroßen Videoagenturen, die längere Videos musikalisch untermalen möchten. Die einminütigen Trailer gehören nicht zu unserer Expertise, da sich diese Clips mit schematischer Musik behelfen. Dafür bedienen wir umso mehr Tutorials oder Content Marketing Videos. Unser Paket soll langfristig die Videoproduktionen entlasten und die Videos musikalisch vielfältig aufstellen.