Best Cases | 04.01.2022
Die Kirche als Onlineplattform - Ein Beispiel für digitales Communitybuilding
Kleine Medienhäuser und Institutionen versuchen ihre Plattformen zu digitalisieren und ihre Zielgruppen in Communities zu überführen. Die Institution Kirche steht ebenfalls vor großen Herausforderungen beim Thema digitale Kommunikation, und das nicht nur in von ihr geführten Medienunternehmen. Junge Kirchenmitglieder erwarten digitale Plattformen des Austausches und immer mehr Leute jeglicher Altersgruppen informieren sich digital über Angebote. Mit diesen Herausforderungen ist die Kirche nicht allein, kleine Medienhäuser stehen vor ähnlichen Projekten. Bela Janauschek und Nils Bischoff arbeiten mit ihrer Onlineplattform “Churchpool” an Lösungen.
Kleine Medienhäuser und Institutionen versuchen ihre Plattformen zu digitalisieren und ihre Zielgruppen in Communities zu überführen. Die Institution Kirche steht ebenfalls vor großen Herausforderungen beim Thema digitale Kommunikation, und das nicht nur in von ihr geführten Medienunternehmen. Junge Kirchenmitglieder erwarten digitale Plattformen des Austausches und immer mehr Leute jeglicher Altersgruppen informieren sich digital über Angebote. Mit diesen Herausforderungen ist die Kirche nicht allein, kleine Medienhäuser stehen vor ähnlichen Projekten. Bela Janauschek und Nils Bischoff arbeiten mit ihrer Onlineplattform “Churchpool” an Lösungen.
Warum sind Kirche und bestehende Social-Media-Plattformen kein Match?
Wer nun denkt, das liegt an einer verstaubten Institution, irrt sich. “Das liegt unter anderem am kirchlichen Datenschutz. Wie in anderen Bereichen gilt auch beim Datenschutz das Kirchenrecht und die bisherigen Social-Media-Plattformen erfüllen den kirchlichen Datenschutz nicht”, erklärt Bela. Das bedeutet: “Wer sich für Kirche interessiert, kann meist nur auf analogem Weg mit seiner Gemeinde oder seinem Pfarrer in Kontakt treten”. Dass Kirchen aktiv auf Social-Media-Plattformen auftreten und aktiv in die digitale Kommunikation mit Gemeindemitgliedern und Interessierten treten, ist eher nicht die Regel. Dabei sind gleichzeitig viele Zielgruppen, die sich für Glaubensinhalte interessieren, auf Social-Media unterwegs. Das ist vergleichbar mit Nischen-Content. “Kirche und ihre Werte können genauso Nische sein, wie andere Themen auch”, bringt es Nils auf den Punkt. Gemeinsam haben die beiden die Lücke rund um eine Social-Media-Plattform für kirchliche Inhalte geschlossen, indem sie das Startup Churchpool gegründet haben.
Schneller Austausch via Messenger
Medienmarken im Allgemeinen möchten ihre Zielgruppen an sich binden. Genauso geht es Kirchen mit ihren Mitgliedern und potenziell Interessierten. Dabei geht es nicht nur um den sonntäglichen Gottesdienst, sondern auch um das Vernetzen außerhalb der “Primetime”. Die Kirche bietet viele weitere Dinge an, wie etwa Konfirmationsunterricht, Chorproben und betreibt viele Kindergärten. Überall dort herrscht ebenfalls ein Bedarf für den kommunikativen Austausch. Wenn Messengerdienste wie WhatsApp aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht benutzt werden dürfen, ist das für die Beteiligten umständlich. “Gerade Eltern, deren Kinder sich auf die Konfirmation bzw. Kommunion vorbereiten, haben einen Bedarf nach schnellem Austausch. Sich kurz mit anderen Eltern absprechen oder Organisatorisches durch den Messengerdienst zu kommunizieren ist einfacher”, beschreibt Nils einen Use-Case der App. Bela ergänzt, dass es ja nicht nur darum gehe, dass die Kirche kommuniziert, sondern dass alle Beteiligten im kirchlichen Verbund zusammenkommen sollten. “Zahlreiche Vereine und Verbände wie auch etwa die Hälfte der Kindergärten in Deutschland sind in kirchlicher Trägerschaft. Inzwischen tauschen sich bereits Eltern und Betreuer:innen von Kindergartengruppen in einer Churchpool-Gruppe aus.
Gleichgesinnte finden
Die Gründer möchten die Gemeinschaft in der Kirche modern und besser gestalten. So können zum einen Kirchengemeinden ein Profil anlegen, aber auch User:innen können miteinander agieren. “In einer Stadt wie zum Beispiel München bekommen Kirchenmitglieder dann nicht nur mit, was in ihrer Gemeinde passiert, sondern, was in den anderen Gemeinden der ganzen Stadt passiert”, erklärt Nils. Der Need nach digitaler Information ist gefragt. Was in typischen Medienhäusern die Veranstaltungstipps sind, sind für Churchpool die kirchlichen Veranstaltungsangebote wie etwa Gottesdienste, Pilgerreisen oder Freizeitangebote. Für Nils und Bela hören die Tipps aber nicht in der Heimatgemeinde der Nutzer:innen der App auf. User:innen, die sehr viel Wert auf den Kirchgang legen, können über solche digitale Lösungen auch erfahren, wo und wann im Urlaub ein Gottesdienst oder kirchliche Veranstaltungen stattfinden. Dadurch ist es für User:innen einfach, Menschen zu finden, die die gleichen Interessen teilen.
Es ist aber nicht nur so, dass Inhalte geografisch festgelegt sein müssen. Digitale Angebote, können durch eine kirchliche Social-Media-Plattform Reichweite erfahren. Ein Beispiel sind Podcasts. “Jemand in Hamburg weiß vielleicht gar nicht, dass das Erzbistum München und Freising einen tollen Podcast macht”, sagt Bela, “Wir wollen, dass User:innen bei uns zu ihren Interessen den passenden Content finden können”.
Eine App generationsübergreifend gestalten
“Bei uns in der App ist wirklich jung bis alt vertreten”, beschreibt Nils die Nutzer:innen von Churchpool. Das ist möglich, weil die Gründer sich viel mit der UI, also der Benutzeroberfläche der App, auseinandersetzen. Sie muss leicht zu verstehen sein und trotzdem sollte alles darauf abgebildet werden. Ein Beispiel dafür ist für Bela das Menü in der App: “Wenn Nutzer:innen das anklicken, werden die einzelnen Bereiche in einem Kachelsystem angezeigt. Das vereinfacht die Navigation und User:innen, die selten Apps benutzen, kommen so leichter zurecht”.
Kostenfaktor Papier und Druck
Die Kosten für Papier steigen und auch der ganze Druckprozess verursacht steigende Kosten. Publisher, die auf Print setzen, sind allein aus wirtschaftlichen Gründen dazu gezwungen, ihre Angebote zu überdenken. Gemeindebriefe oder Programmhefte sind typische Printprodukte, um die Kirchenmitglieder zu informieren. “Deshalb haben wir uns überlegt, auch die klassischen Gemeindebriefe digital in der App anzubieten”, sagt Nils. Kirchen können sich auf ihre Gemeinde konzentrieren und darüber hinaus sogar Nutzer:innen weiterer Gemeinden erreichen. Gleichzeitig werden die hohen Druck- und Lieferkosten eingespart. Das ist eine Win-win-Situation für User:innen der App und für die Kirche. Das gesparte Papier trägt außerdem zum Umweltschutz bei. In diesem Sinne nutzt Churchpool auch lediglich Server, die mit Ökostrom betrieben werden.
Publisher haben viel gemeinsam
Die Gründer sind überzeugt, Kirchen bieten mehr als Gottesdienst, helfen dabei, die Menschen zusammenzubringen und sind ein toller Informationsdienstleister. Genauso wie in der Medienbranche hält der Geist der Digitalisierung Einzug und kann dazu beitragen, Communities neu zu denken und global zu vernetzen. Bela und Nils möchten die Angebote von Kirchengemeinden und weiteren kirchlichen Trägern sichtbarer machen und durch einen ökumenischen Ansatz vereinen. Innerhalb des Media Startup Fellowship konnten sie die App weiterentwickeln und zu einer Onlineplattform ausbauen.