Abschlussarbeiten im Media Lab | 09.09.2021
@howtodocumentary: Ein Instagramaccount beantwortet alle wichtigen Fragen rund um den Dokumentarfilm
Die New York Times, Vice und FUNK setzen darauf. Warum also nicht auch du? Der (Kurz-)dokumentarfilm erfreut sich zunehmender Beliebtheit in der Wissensvermittlung und ist auf jeder Streamingplattform zu finden. Prägnantes Storytelling, spannende Protagonist:innen und profunde Auseinandersetzung mit einem Thema zeichnen dieses besondere Genre aus. Doch wie können junge Filmemacher:innen, die weder Netzwerk, Förderung noch Erfahrung haben, selbst den Einstieg finden?
Dokumentarfilme bilden ein breites Spektrum ab. Der amerikanische Filmkritiker Bill Nichols bezeichnet diese als fuzzy concept und genau das ist es, was das Genre so spannend macht. Dokumentarfilme sind nicht klar von anderen Filmarten abzugrenzen und bieten daher immensen Freiraum in der Gestaltung. um gerade für first-time filmmakers etwas Licht ins Dunkel zu bringen, besteht meine vom Media Lab Ansbach geförderte Abschlussarbeit aus drei Teilen:
Der erste Teil ist der von mir produzierte politische Dokumentarfilm What about us?. Darin spreche ich mit zwei Protagonist:innen über deren Flucht- und Diasporaerfahrungen. Da das Thema politisch sensibel ist, wird die Identität der beiden Protagonist:innen geschützt und sie bleiben unerkannt.
Der zweite Teil versteht sich als eine Art „Lektüreschlüssel“ für den Film. Die Themen Wasser, Protest und Identität werden auf einer philosophischen und politischen Ebene mit Autor:innen, die sich mit Gegenwartsanalysen beschäftigen, betrachtet und mit dem Thema und Inhalt des Filmes verwoben. Die metaphorischen und bildlichen Elemente von What about us? haben mehrere Lesarten und der zweite Teil der Arbeit dient dazu, diese zu erklären und zur Reflektion darüber anzuregen.
Der dritte und ausschlaggebende Teil ist die Konzeption und Umsetzung des Instagram Kanals @howtodocumentary. Durch die Aufbereitung bisheriger Learnings aus zwei Dokumentarfilmproduktionen sowie Interviews mit Filmemacher:innen, die bereits Filme produziert haben (Expert:innen) und Regisseur:innen, die noch ganz am Anfang ihrer Karriere stehen, fließen die Bedürfnisse von Newbies und die Erfahrung von „Oldies“ in den Account mit ein.
Angst nehmen, Erfahrung weitergeben
Diese grassroots Herangehensweise ermöglicht einen kontinuierlichen Austausch auf der Plattform. Der niedrigschwellig geplante Account zielt dabei auf first-time filmmakers ab. Ihnen soll die Angst genommen werden, sich dem Medium Dokumentarfilm zu nähern, und sie dazu ermutigen, erste Erfahrungen damit zu machen. Deshalb werde ich auf @howtodocumentary grundsätzliche Fragen zur Produktion, Storytelling, der Teamzusammensetzung, Technik und Förderungsmöglichkeiten beantworten und auf weniger Offensichtliches, wie dem Verhältnis zu Protagonist:innen, Sensibilität in der Auswahl der Themen und Gestaltung von Interviews eingehen.
Dafür greife ich auch auf meine persönlichen Erfahrungsschatz zurück. Ich habe 2019 Regie für den Dokumentarfilm TAIPEILOVE* geführt und diesen produziert. TAIPEILOVE* beschäftigt sich mit der Legalisierung der gleichgeschlechtlichen Ehe in Taiwan. Es ist das erste Land in Asien, das diesen wichtigen Schritt gegangen ist. Mein Film ist der erste Langspieldokumentarfilm zu diesem Thema und ist seit seiner Veröffentlichung in London, Berlin, Taipeh, San Diego, Wien, Genf, Yangon, Tel Aviv und mehreren deutschen Universitätsstädten gezeigt worden.
Ausloten der Grenzen und Möglichkeiten in der Dokumentarfilm-Branche
Im Rahmen meiner Arbeit habe ich zahlreiche junge Filmemacher:innen getroffen, die alle über ähnliche Probleme beim ersten Schritt hin zur Dokumentarfilmproduktion geklagt haben. Förderungsmöglichkeiten für first-time filmmakers und brancheninterne Dominanz alteingesessener Filmemacher erschweren es, ernst- und wahrgenommen zu werden. Deshalb habe ich beschlossen, den dritten Teil meiner Masterarbeit dieser Problematik zu widmen. Gemeinsam mit Expert:innen sammle ich derzeit Erfahrungsberichte und Lösungsmöglichkeiten, die es jungen Filmemacher:innen erleichtern, ihren Weg in den Dokumentarfilm zu finden.
Um einen Einblick in meine bisherige Recherche zu geben, habe ich hier die mir am häufigsten begegneten Fragen gesammelt:
- Welche Förderungsmöglichkeiten gibt es?
- Wie finde ich Protagonist:innen?
- Wie gestalte ich Interviews? Gibt es Fragen, die man nicht fragen darf?
- Bezahle ich Protagonist:innen?
- Welche Teile des Budgets muss ich für die unterschiedlichen Produktionsschritte einplanen?
- Was für ein Team brauche ich?
- Wie gehe ich mit sensiblen Themen um?
- Wie nähere ich mich Themen, die mich selbst betreffen?
Diese und weitere sich im Prozess ergebende Fragen werden auf der Plattform Instagram sukzessive beantwortet. Nach Abgabe meiner Masterarbeit wird dieser Account weiter bespielt und ergänzt werden.
Lucie schreibt ihre Masterarbeit begleitet durch unser Förderprogramm für Abschlussarbeiten. Wenn du auch ein spannendes, innovatives Thema für deine Projekt- oder Abschlussarbeit planst, dann melde dich bei uns!