Abschlussarbeiten im Media Lab | 30.11.2021

Lean Startup: Gründen mit reduziertem Risiko

Startups scheitern aus ganz unterschiedlichen Gründen. Zu den zehn häufigsten Gründen zählen ein Launch zum falschen Zeitpunkt, das Übersehen von Kundenwünschen oder das Ignorieren eines fehlenden Marktbedarfs. Vielen jungen Unternehmen fehlt ein strukturierter Prozess, um ihr Geschäftsmodell zu testen, was zu hoher Unsicherheit führt. Lean Startup kann dabei helfen, diese Unsicherheiten zu überwinden.

Lean Startup ist eine Managementmethodik für angehende Gründer:innen und Unternehmen in einer unsicheren Umgebung. Sie hilft, ein Startup rund um eine Geschäftsidee zu entwickeln.

  • Ein besonders starker Schwerpunkt liegt auf Experimenten und dem Validieren von Hypothesen durch die Interaktion mit Kund:innen.
  • Die Ergebnisse liefern neue Erkenntnisse, die entweder die getroffenen Annahmen unterstützen oder die Unternehmer:innen zu Veränderungen inspirieren.

Gründer:innen sollten keine Zeit mit Planen oder Theoretisieren verbringen und stattdessen dem ”get out of the building” (GOOB) Prinzip folgen: Durch Interaktion mit Kund:innen bekommt man schnelles Feedback, wodurch wiederum Fehlentwicklungen im geplanten Geschäftsmodell schneller entdeckt werden und hohe Investitionen vermieden werden können. Ganz nebenbei findet man durch den engen Austausch eine deutlich höhere Übereinstimmung zwischen Produkt und Kund:innen.

Die Vorgehensweise gleicht einem iterativen Lernzyklus. Jeder Zyklus sollte möglichst knapp gehalten werden und ausschließlich Elemente verfolgen, die zum unmittelbaren Bestehen und für die nächste Entwicklungsstufe des Startups unabdingbar sind - alles andere wird erstmal ignoriert!

Grundprinzipien

Grundsätzlich ist Lean Startup nicht nur in jungen Unternehmen, sondern in allen Branchen und Organisationen - unabhängig von ihrer Größe - anwendbar. Allerdings braucht es zur Anwendung und Umsetzung eine neue Form des Managements, welche sich an dem unmittelbaren durch Unsicherheit geprägten Umfeld orientiert.

Der primäre Zweck von Startups besteht zunächst im Lernen und nicht nur im Geld verdienen. Es sollen vor allem wichtige grundlegende Erkenntnisse zum weiteren Bestand der Idee und des Unternehmens in Erfahrung gebracht werden. Ziel ist es, ein nachhaltiges Unternehmen mittels Durchführung häufiger Experimente aufzubauen und so einzelne Elemente der Geschäftsidee zu testen. Wenn sich die mit den Kund:innen getesteten Annahmen als falsch herausstellen, sollten Unternehmer:innen eine grundsätzliche Änderung vornehmen.

Die kontinuierliche Produktentwicklung - der Build-Measure-Learn Zyklus - ist die essentielle Aktivität eines Startups.

  • Build steht für die Erstellung der Innovation bzw. eines ersten Minimum Viable Products (MVP).
  • Measure steht für die Erstellung einiger Metriken zur Messung der zuvor festgelegten Hypothesen und das entsprechende Einholen von Kundenfeedback.
  • Learn steht für das Ziehen von Lehren daraus, die in die darauf folgende Build-Phase einfließen.

Ziel eines Startups ist es, durch wiederholtes Testen an Kund:innen und anschließende Auswertung der Reaktionen möglichst schnell an ein marktfähiges Produkt zu gelangen. Man lernt daraus, ob es sich lohnt die Entwicklung fortzusetzen oder ob sie lieber unterbrochen werden sollte. Zur Optimierung und Messung der Fortschritte benötigen Startups eine eigene Art des Controllings mit speziell auf die Meilensteine abgestimmten Kenngrößen. Dadurch können Fehler vermieden und eine unrealistische Richtung rechtzeitig geändert werden.

Minimum Viable Product

Das MVP ist ein bedeutendes Element der Lean-Startup-Methode. Es demonstriert eine Lösung des Kernproblems und den Wert eines Produktes. Mit dem MVP können die Gründer:innen mit geringstem Aufwand ein Maximum an validierten Informationen über Kund:innen sammeln. Ein MVP ist also die minimalistischste Version eines Produktes mit nur so vielen Funktionen, um geprüfte Erkenntnisse über das Produkt sammeln zu können. Auf diese Weise können die Hypothesen zu den Kundenbedürfnissen validiert werden. Das Ziel bei der Erstellung von MVPs sollte es sein, sie nur so umfangreich zu gestalten, dass ein sinnvolles Experiment durchgeführt werden kann. In späteren Versuchen können dann weitere Features und Versionen validiert werden. Ein MVP ist nicht nur für die Gründer:innen selbst relevant, sondern auch für externe Stakeholder, wie potentielle Kund:innen, Investor:innen und Mentor:innen.

Business Model Canvas

Im Business Model Canvas werden neun zentrale Elemente beschrieben, die für Unternehmer:innen relevant sind. Die Punkte darin können als Hypothesen angenommen werden, die es zu validierende gilt. Das Modell soll die anfängliche unternehmerische Vision nicht fixieren, sondern als Werkzeug für deren kontinuierliche Verfeinerung fungieren. Einer der Hauptvorteile des Modells ist die Möglichkeit, es an einen spezifischen Geschäftskontext, einen technologischen Bereich und die besonderen Umstände eines Unternehmens anzupassen. Das Business Model Canvas wurde von Ash Maurya zum Lean Canvas transformiert und an den Kontext von Startups angepasst:

Lean Canvas nach Ash Maurya

Da Startups häufig daran scheitern, dass sie ein Produkt entwickeln, das eigentlich niemand so wirklich braucht, ergänzte Ash Maurya das Canvas um die Elemente Problem und Lösung. Außerdem gibt es einen Abschnitt für wichtige Kennzahlen, welche auch ein entscheidender Faktor für den Lernprozess von Startups sind. Die Kundensegmente erhielten einen Unterpunkt für Early Adopters, also frühe Anwender, und schlussendlich kam noch das Element Unfairer Vorteil hinzu. Damit sind Vorteile des Startups gemeint, die von der Konkurrenz nicht so leicht kopiert werden können. Auch wenn sie zu Beginn noch nicht vorhanden sind, sollten sie stets im Auge behalten und mitentwickelt werden!

Um also rechtzeitig den richtigen Zeitpunkt für den Launch zu erkennen, um Wünsche von Kund:innen einbeziehen zu können und um den Marktbedarf im Auge zu behalten, ist Lean Startup eine hilfreiche Methode, die das Gründen zwar nicht risikolos aber doch immerhin risikoärmer macht.

Ein Artikel von

Dominik Flach

Dominik Flach ist Praktikant bei der Axel Springer hy GmbH und unterstützt bei Beratungsprojekten rund um die Implementierung von neuen Geschäftsmodellen und Prozessen. Zuvor arbeitete er am Institut für Digitale Transformation der Hochschule Neu-Ulm, wo er auch seinen Bachelor-Abschluss in Information Management and Corporate Communications machte. Seine Bachelorarbeit schrieb er als Fellow des Media Lab Ansbach über Lean Startup and Strategic Development of MVPs und entwickelte dabei den Prototypen für ein maßgeschneidertes Nachrichten-Paket: "NEWS2GO".

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