Media Research & Development | 10.12.2020

Nachrichtennetzwerk für Frauen – Relaunch zur Stärkung der Gleichberechtigung im Journalismus

Dies ist der erste Blog in einer dreiteiligen Innovationsreihe, die den Relaunch der bisherigen Nachrichtenseite Women News Network (WNN) dokumentiert. Im Rahmen des CUNY Journalism Creator's Program setzt Jessica Buchleitner das Netzwerk neu auf, um einen Neustart zu ermöglichen.

Inhaltsverzeichnis

  1. Familienplanung
    1. Familienplanung
    2. Regierung und Politik
    3. Meinungsbeiträge
    4. Lohnunterschiede in den Medien

Familienplanung

Die Berichterstattung über Frauenthemen ist nach wie vor unausgewogen. Frauen sind weiterhin eine Minderheit, während gleichzeitig Geschichten über Themenfelder erzählt werden, die sie betreffen. Das kann sich sogar direkt auf das Leben der Frau auswirken. Insbesondere betroffen sind die Themen:

Familienplanung

Im Jahr 2014/2015 fand eine durchgeführte Studie über die zwölf wichtigsten US-Medien heraus, dass Frauen nur 37 Prozent der Geschichten über Familienplanung schrieben. Im Gegensatz dazu konnten 52 Prozent männliche Autoren identifiziert werden.

Regierung und Politik

Laut einem Bericht des Global Media Monitoring Project (GMMP) im Jahr 2016, stellen Frauen in Europa nur etwa ein Viertel der Personen dar, von denen man in den Nachrichten hört, über die man liest oder die man in den Nachrichten sieht. Im Hörfunk, Fernsehen und Print waren es 25 Prozent und in Online-Medien und nachrichtenbezogenen Tweets nur 24 Prozent.

Meinungsbeiträge

Dem Foreign Policy Institute zufolge schrieben Frauen in den vier auflagenstärksten US-Zeitungen in den Jahren 1996, 2006 und 2016 durchschnittlich 15 Prozent der Gastautorenbeiträge zu internationalen Themen.

Lohnunterschiede in den Medien

Laut dem Women's Media Center bestehen in den Nachrichtenredaktionen der Associated Press, der Los Angeles Times, der New York Times, des San Francisco Chronicle, des Wall Street Journal und der Washington Post nach wie vor geschlechtsspezifische Gehaltsunterschiede - wobei Männer wesentlich mehr verdienen als Frauen.

Mehr als ein Jahrzehnt lang hat das WNN an Lösungen gearbeitet, und versucht solchen Differenzen entgegenzuwirken. Über 600 UN-Agenturen und NGO-Mitgliedsorganisationen, internationale Gesetzgebungsbüros, Universitäten und Rechtsschulen wurden mit eingehenden Berichterstattungen versorgt. Auch engagierte, auf humanitäre Belange ausgerichtete Öffentlichkeit belieferten wir mit Beiträgen. Im Laufe der Jahre haben wir dafür zahlreiche Auszeichnungen erhalten. Wie etwa:

  • 2008: Every Human Has Rights (EHHR) Media Award über die WNN Sambia-Mitarbeiterin Sally Chiwama
  • 2011: Ladlii Media Awards for Best web writing für eine WNN-Geschichte über Dalit-Frauen (auch bekannt als Indiens "Unberührbare") der WNN-Korrespondentin für Zentralindien, Shuriah Niazi. Darin ging es um Frauen in Chhattisgarh (ländliches Indien), die schwer unter dem Vorwurf der Hexerei gelitten haben.
  • 2011: Ein weiterer WNN-Artikel von Niazi erhielt den ELi Lilly / REACH MDR-TB Award

Schließe für einen Moment die Augen und mache eine Zeitreise zurück zur Geburt der modernen Menschenrechtsbewegung der 1960er Jahre. Sowohl in den Vereinigten Staaten als auch in Europa säumten Protestschilder die Straßen während singende Frauen Reformen in den Bereichen Arbeitsbedingungen, Familienplanung, bewaffnete Konflikte und in der Regierungsvertretung einforderten. Die Berichterstattung über diese Ereignisse wurde größtenteils von Männern geschrieben, während Frauen in den Nachrichtenredaktionen für gleiche Bezahlung und Karrieremöglichkeiten kämpften.

In den letzten Jahrzehnten haben wir mit der globalen Gleichstellung der Geschlechter aufgeholt und gleichzeitig aber auch verloren. Journalismus und Medien spielen bei der Gestaltung von Perspektiven eine entscheidende Rolle. Die Art und Weise, wie in Nachrichten Frauen präsentiert werden und wie über sie berichtet und diskutiert wird, wirkt sich auf die Gestaltung von Politik, Forschung, Bildung und Initiativen aus.

Ich schloss mich der ersten Kohorte von CUNYs erstem Programm für unternehmerische Medienschaffende an, um einen strukturierten Relaunch-Fahrplan für WNN zu erstellen. Das Programm läuft 100 Tage lang online mit einer Gruppe aus kreativen Denker:innen aus der ganzen Welt, die ihre eigenen Mikrounternehmen aufbauen möchten.

Obwohl wir schon länger bei den globalen Nachrichten über Frauen führend sind, hatten wir 2017 nicht genügend Mittel zur Verfügung. Deshalb mussten wir alle Vorhaben auf Eis legen. Die Beauftragung von Journalistinnen, die über große Weltereignisse berichten und Risiken eingehen, konnten wir aus unserer Sicht nicht fair entlohnen. Das wollten wir so nicht umsetzen da das gegen unserer Grundwerte verstößt. Deshalb froren wir unsere Nachrichtenplattform erstenmal ein und veröffentlichten keine neuen Geschichten mehr. Stattdessen konzentrierten wir uns darauf, für unser Problem eine Lösung zu finden.

WNN-Artikel, die jetzt als veraltete Website betrachtet werden könnten, werden allerdings weiterhin weltweit in Lehrbüchern, Grundsatzdokumenten, Regierungsberichten und Forschungspapieren zitiert. Unsere Accounts in den sozialen Medien sind nach wie vor aktiv und unserer Follower tauschen sich weiterhin darauf aus. Wir wissen also, dass es immer noch eine Nachfrage nach den Inhalten von damals gibt. Was wir jetzt benötigen ist eine Orientierung für die heutigen Fokusthemen und ein überarbeitetes Geschäftsmodell.

Wir möchten nun unsere Möglichkeiten ausloten, indem wir wichtige Fragen über potenzielle Zielgruppen und Unterstützer stellen, die wir in der Vergangenheit übersehen oder nicht definiert haben. Da die Berichterstattung über die Menschenrechte von Frauen zunehmend einen feministischeren Ton annimmt, wollen wir auch den Raum des Nachrichtenkonsums rund um die Gleichstellung der Geschlechter und Frauenfragen verstehen.

Wir haben ein solides globales Netzwerk aufgebaut, das bereit ist, uns zu unterstützen. Seit Jahren pflegen wir Partnerschaften mit Organisationen der Vereinten Nationen, Universitäten, globalen NGOs und Partnern für Content, die uns bei der Verbreitung unserer ursprünglichen Berichterstattung unterstützen. Unser nach wie vor aktiver Twitter-Handle, @womenadvocates, erfreut sich einer loyalen und engagierten Fangemeinde von 63.000 Nutzern, und unsere Facebook-Seite zählt über 15.000 Follower. Wir erhalten in den Kommentaren von Männern und Frauen ein “Dankeschön” für unsere Arbeit. Sie sagen uns, dass unsere Berichterstattung die einzige globale Quelle für Gleichstellungsnachrichten ist, die einen objektiven, journalistischen Ansatz verfolgt. Unser Content-Partner, die Thomson Reuters Foundation, hat unsere Berichterstattung ebenfalls aufgrund unserer hohen journalistischen Standards ausgewählt.

WNN wurde ins Leben gerufen, bevor die Vorstellungen von Innovationsprozessen im Journalismus ein Thema waren. Wir haben in der Vergangenheit nie daran gedacht, unser Publikum zu definieren, Umfragen durchzuführen oder Zielgruppen-Personas zu erschaffen, um das Engagement in sozialen Medienkanälen zu professionalisieren. Es hat uns auch so gereicht, dass Forschende an Universitäten und Regierungsstellen unsere Geschichten zitierten und NGOs, die an die Vereinten Nationen angeschlossen sind, uns einluden, an Panels bei offiziellen Sitzungen teilzunehmen.

Da agile Methoden und Publikumsbeteiligung nun ihren Weg in die Nachrichteninnovation gefunden haben, lässt und eigentlich nur wissen, dass wir nichts wissen. Wir kennen weder unser spezifisches Publikum, noch wissen wir, wie Nachrichten zur Geschlechtergleichstellung wahrgenommen werden. Deshalb wollen wir während unserer Explorationsphase folgendes entdecken:

  • Unsere spezifische Zielgruppe und die dahinter stehenden Personas
  • Nischenpublikum, das sich für uns interessiert hat oder sich für uns interessieren könnte
  • Wie Menschen über die Berichterstattung von Geschlechtergleichstellung in den Nachrichten und über Frauen denken
  • Was in der Nachrichtenberichterstattung zur Geschlechtergleichstellung fehlt
  • Welche Geschichten werden aktuell nicht abgedeckt oder erhalten eine zu geringe Sichtbarkeit

Wir haben zwar schon eine Idee, wie wir den Relaunch umsetzen könnten, wollen aber zuerst unsere Hypothesen testen. Deshalb beginnen wir die Innovationsphase mit einer globalen Umfrage und User-Interviews. Durch das Verbreiten der Umfrage über globale Partner, Innovationshubs, NGOs und unsere Content-Partner, werden wir in der Lage sein, unsere Berichterstattung in der Medienlandschaft zu beleuchten.

Jetzt ist es an dir diesen entscheidenden ersten Schritt mit uns gemeinsam zu machen, indem du an unsere Women News Pulse-Umfrage teilnimmst und sie auch gern weiterleiten kannst. Ein paar Minuten deiner Zeit könnten uns helfen, die Berichterstattung über die Gleichstellung der Geschlechter neu auszurichten und unsere bis dato beste Berichterstattung umzusetzen. Lasst uns gemeinsam die nächste Ettape einer faktenbasierten, globalen Berichterstattung über Frauen in Angriff nehmen.

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