Lab News | 17.06.2020

RosaMag: Einmal Media Lab, immer Media Lab

Abgeschickt. Ich erinnere mich noch exakt an das Gefühl, als ich eine Zusage vom Media Lab erhielt: Freude, Erleichterung, Stolz, Mut und die Relation, dass nun eine harte Zeit auf mich zukommen wird. Mit einigen Erwartungen hatte ich recht, vieles konnte ich mir noch gar nicht ausmalen und einige, manchmal schmerzhafte, aber auch erfreuliche Learnings sammelte ich auf dem Weg durch mein zehnmonatigen Fellowship. Am 20. Januar 2019 gründete ich das erste Online-Lifestylemagazin für Schwarze Frauen im deutschsprachigen Raum namens RosaMag. Im September packte ich meine Koffer, kaufte ein Ticket nach München und zog fürs Media Lab nach Bayern. Als Solopreneuerin, die aus dem journalistisch-kreativen Bereich stammt, hatte ich keine Ahnung was mich erwartet. Doch ihr, zumindest nachdem ihr diesen Text gelesen habt, schon.

Auch wenn ich selbst die Zielgruppe bin, kenne ich sie nicht automatisch. Eigentlich logisch, fast schon narzisstisch, ignorant, dass ich dachte, alles über meine Zielgruppe zu wissen. Ich gründete RosaMag aus dem Bedürfnis nach Information, Inspiration, Empowerment und Sichtbarkeit für Schwarze Frauen. Obwohl jede*r vierte Deutsche einen Migrationshintergrund hat, sieht es in der Medienlandschaft ausgesprochen homogen aus. Lediglich fünf bis sechs Prozent der Journalist*innen haben selbst einen. Viele Themen fallen da unter den Tisch, dümpeln in der Diversitätsecke, in der zu besonderen Anlässen, wie dem Diversity Tag, ein paar Themen herausgefischt und in die Berichterstattung gezerrt werden. Es gibt drei Magazine über Weihnachtsbäume und zwei über Ufos, doch zero über die Perspektive und Bedürfnisse von Schwarzen Frauen. Da ich selbst eine Schwarze Frau bin und über ein Netzwerk verfüge, dachte ich, dass ich einiges weiß und mir einige Stunden, fast schon Tage, an Research sparen könnte. Pustekuchen. Die Coaches vom Media Lab sahen das ganz anders. Also ging ich hinaus, redete mit knapp 15 Frauen und kam mit zu viel Koffeingehalt - da ich alle an einem Tag in einem Café abarbeitete - mit einem Schatz voller neuer Perspektiven, Ideen, Herausforderungen und einer exorbitanten Anzahl an neuen Konzepten zurück. Ich krempelte die Ärmel hoch und packte es an. Bis heute habe ich feste Zielgruppen-Talk-Zyklen in meinem Kalender vorgeplant. Mein fettes Learning lautet daher: Es gibt niemals zu viele Gespräche mit der Zielgruppe. Ehrlich.

Manchmal macht man sich Gedanken. Manchmal geht man darin unter. Verheddert sich, verliert sich fast darin. Mit “man” meine ich mich. Ich liebe meine Community. Ich beschütze sie wie Gollum über den Ring wachte: “Mein Schatzzzzzzz.” So, bin ich. “Mein Schätttzzzeee,” das bin ich eher. Hyper kritisch, überdenke, nein zerdenke alle nächsten Steps. Dabei lebe ich in der Annahme, dass ich übernatürliche Fähigkeiten habe mit denen ich in die Zukunft blicken und alle Kausalitäten ersinnen könnte. Ergo: Ich muss gar nicht erst starten. Klappt eh nicht. Ist auch noch nicht zu 100 Prozent perfekt. Muss noch angepasst werden. Die Schrift. Mei! Doch ein Gutes hat das Media Lab: Alle drei Monate wird aufs Neue verhandelt, wer überhaupt noch im bequemen Bürostuhl in der Rosenheimer Straße bleiben darf und alle Weintrauben aus dem Obstkorb klauen darf. Denn alle 90 Tage müssen die Fellows antreten, pitchen, erklären, beweisen, überzeugen. Das kreiert Druck. Und ich muss ehrlich gestehen, dass ich gehörig aufdrehe, sobald es einen kleinen Wettkampf gibt. Also, lebte ich nach der Lean-In-Regel, dass wenn's zu 70 Prozent passt, raus damit. So verkauften wir unser erstes E-Book, launchten ein Abonnementsystem über Steady, verkauften unseren ersten B2B-Workshop sowie Kooperationen und starteten erst vor kurzem unseren ersten virtuellen Workshop, der ein voller Erfolg war. Einfach mal machen, testen, auswerten und wieder. Agil eben.

Nun sind wir Milliardärinnen. Fast. Ich wünschte ich könnte mit einem Happy End schließen. Die Moral der vorherigen Zeilen resümieren. Zwar endet für RosaMag das Media Lab, doch das Lab-Leben geht weiter. Das ist die Realität eines Startups. Erst heute früh ertappte ich mich bei einer Media Lab Manier: Ich habe für die nächsten drei Monate RosaMags Mile- und Ministones formuliert. Dieses Vorgehen war ein fester Bestandteil des Fellowship. Auch wenn wir nicht mehr im Programm des Media Labs sind, endet für uns der Research nicht. Wir interviewen weiterhin unsere Zielgruppe, sprechen, testen, testen, auswerten, testen, testen und wieder auswerten. Und das Schöne ist: Jetzt bin ich Teil der Media Lab Fam. Selbst wenn ich nun in die große weite Corporatewelt, als kreative Detailverliebte hinaus gehe, habe ich großartige Co-Fellows kennengelernt, denen ich helfe, die mir helfen, sowie das gesamte Media Lab Team. Ich habe Backup. Daher lautet mein Fazit: Einmal Media Lab, immer Media Lab.

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