Events | 29.09.2020

#snackable: Sexismus in den Medien

Stereotype prägen den sozialen Status, den Frauen und Männer in unserer Gesellschaft innehaben. Dabei spielen auch die Medien und deren Bedienung von sexistischen Klischees eine große Rolle. Bei unserer #snackable Session zum Thema „Sexismus in den Medien – Was muss anders?” gab uns die Buchautorin und Wissenschaftskommunikatorin Anna Schiff Einblicke in die Forschung.

Die Buchautorin und Wissenschaftskommunikatorin Anna Schiff war bei unserem letzten #Snackable zum Thema „Sexismus in den Medien – Was muss anders?“ zu Gast.
Sie hat uns erklärt, was sich hinter dem Oberbegriff Sexismus verbirgt und einen Einblick in die Forschung gegeben. Wir haben mögliche Erklärungsmuster für das Phänomen kennengelernt und auch darüber diskutiert, wie die Medien mit Sexismus umgehen und wie man sich selbst mit dem Thema auseinandersetzen kann.

Sexismus – was ist das eigentlich?

Sexismus ist ein polarisierender Begriff. Es gibt unterschiedliche Vorstellungen davon, was sich dahinter verbirgt. Ganz allgemein ist Sexismus ein Oberbegriff für Diskriminierung aufgrund des Geschlechts. Die beiden Bezeichnungen „Diskriminierung“ und „Geschlecht“ sind jedoch auch sehr facettenreich. Was zählt alles zu Diskriminierung? Was sind einzelne Faktoren dafür? Wer darf überhaupt darüber bestimmten, was die Kriterien für Diskriminierung und Geschlecht sind? Ist das biologische oder das gesellschaftliche Geschlecht gemeint?

In der Politik findet seit einigen Jahren mit dem Aufstieg der AfD eine Instrumentalisierung bezüglich der Zugänge zu Geschlecht, Geschlechterforschung und zu Geschlechter-Aktivismus statt. “Da prallen auch gerne mal Welten aufeinander”, sagte Anna. Das hängt damit zusammen, dass die Forschung zu Sexismus aus der aktivistischen Schiene kommt und das kann vor allem auch für Journalist*innen eine Hürde sein. „Können wir überhaupt objektiv sein, wenn man sich sozusagen vor den Karren spannen lässt von sozialer Bewegung und Aktivismus?“, fragte Anna in die Runde.

Forschung zu Sexismus

Die Frauenbewegung und auch die Lesben- und Schwulenbewegung haben inzwischen Eingang in die klassische institutionelle Forschung gefunden. Auch an Hochschulen und Universitäten haben sich mittlerweile zum Beispiel die Geschlechterforschung und Geschichtswissenschaften zu diesen Bewegungen etabliert. Es stellt sich dabei aber – genauso wie im Journalismus – die Frage: Wie können wir das objektivieren? Die Forschung versucht an dieser Stelle, Strukturen einzugliedern, um sich vom Aktivismus abzugrenzen.

Innerhalb der Geschlechterforschung gibt es beim Sexismus drei Ebenen:

  1. Interaktion

Die erste Ebene befasst sich mit der Interaktion zwischen Menschen. Als Beispiele für diesen interaktionellen Sexismus zählt Anna Schiff Aussagen wie: „Ah, da ist unsere junge, schöne Social Media Managerin. Da haben wir auch mal was zum Anschauen“

  1. Strukturen

Auf der zweiten Ebene geht es nicht um einzelne Situationen, sondern allgemein um die Diskriminierung aufgrund des Geschlechts. Dabei beschäftigt sich dich Forschung zum Beispiel mit Zahlen für die weibliche Altersarmut.

  1. Vorurteile

Die dritte Ebene beschäftigt sich mit vorherrschenden Vorurteilen und Assoziationen wie: Frauen sind freundlich, kommunikativ und können Multitasking. Männer dagegen sind generell stark, beschützend und reden nicht gerne über Gefühle. Die Forschung versucht an dieser Stelle herauszufinden, woher genau diese Stereotype kommen.

Diskussionsräume

Im medialen Diskurs tauchen soziale Bewegungen seit einigen Jahren wieder verstärkt auf. Vor allem in den sozialen Medien wird Diskussionsraum geschaffen und die Möglichkeit gegeben, sich über bestimmte Probleme auszutauschen. Anna betonte dabei: „Es geht aber nicht nur darum, diesen Diskussionsraum zu schaffen, sondern auch um Informationsvermittlung nach außen. Was nützt die schönste soziale Bewegung in Gedanken, wenn niemand davon mitbekommt?“

Wie werden in den Medien Vorurteile und Stereotype reproduziert und produziert?

Jeder von uns hat rund um das Thema Geschlecht und Geschlechtergerechtigkeit bestimmte Glaubenssätze, Vorstellungen und Überzeugungen. Manchmal ist man sich dessen bewusst und manchmal nicht. „Wir wachsen alle mit bestimmten Bildern auf. Wenn ich mit diesen Bildern dann herangehe und einen Text schreibe und mir aber nicht bewusst bin, was da in mir stattfindet, ist es naheliegend, dass ich bestimmte Sachen reproduziere“, erklärte Anna Schiff. Die Art und Weise, wie Frauen dargestellt werden, limitiert wiederum die Art und Weise, wie wir über Frauen denken.

Screenshot aus Annas PräsentationScreenshot aus Annas Präsentation

Anna Schiff ist der Ansicht: „Wann und in welchem Kontext Frauen nackt oder halbnackt auftauchen ist nicht immer falsch, aber meistens diskussionswürdig.“

Photo by The Daily MailPhoto by The Daily Mail

Normal ist nicht zwangsläufig neutral

Wichtig ist auch: Es gibt durchaus Frauen, die noch keine persönlichen Erfahrungen mit Diskriminierung gemacht haben. Auch die meisten Männer sagen von sich: Ich mache sowas nicht. Dadurch, dass Diskriminierung im eigenen Kontext nicht stattfindet, entsteht aber das Bild, dass es auch keine Problematik gibt. An dieser Stelle sollte man sich die Frage stellen: Ist meine Lebensrealität repräsentativ für alle Frauen? Ist mein normal tatsächlich auch neutral?

Selbstreflexion ist rund um die Thematik Sexismus wichtig. Anna Schiff gab uns einige Fragen an die Hand, die jeder für sich individuell beantworten kann:

  • Wo begegnet mir Diskriminierung?
  • Wo könnte sie anderen begegnen?
  • Ärgere ich mich beim Thema Sexismus? Worüber genau?
  • Was assoziiere ich mit sozialen Bewegungen?
  • Was verbinde ich mit Feminismus?
  • Woher stammt mein Eindruck? (Facebook, YouTube, Schule, Familie, ...)
  • Bin ich wohlwollend neugierig?

In unserer anschließenden Diskussionsrunde überlegten wir in einem gemeinsamen Brainstorming zunächst, was rund um das Thema „Sexismus in den Medien“ schon gut läuft und wo noch Verbesserungsbedarf besteht. Die digitalen Post-its mit unseren Notizen bewerteten wir nach Relevanz und leiteten erste Challenges und Lösungsansätze daraus ab, die man unserer Meinung nach zu diesem Thema weiter vertiefen sollte.

Wenn ihr auch Lust habt, mit uns spannende Themen zu diskutieren, seid bei unseren nächsten Events dabei - die aktuellen Termine gibt's immer hier.

Wir freuen uns auf euch!

Ein Artikel von

Lisa Herbst

Lisa Herbst arbeitete von September bis November im Media Lab Ansbach als Praktikantin und studiert im Bachelor Journalistik an der Katholischen Universität in Eichstätt. Sie interessiert sich für den Journalismus und insbesondere dessen Zukunft. Vor allem während ihres Auslandssemesters in Barcelona hat sie viel über Medieninnovation gelernt. Nach dem Studium möchte sie sich damit auch beruflich beschäftigen und an der Entwicklung neuer Formate mitwirken.

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