Abschlussarbeiten im Media Lab | 14.03.2025
Soziale Roboter im Kampf gegen Demenz

Ein Roboter als Spielpartner - klingt futuristisch? Ist es nicht! Erste Studien mit Robotern zeigen, dass sie soziale Interaktion fördern und kognitive Stimulation bieten können – zwei Faktoren, die in der Demenzprävention eine Rolle spielen könnten. Ein Experiment.
Demenz stellt weltweit eine zunehmende Herausforderung dar. Bis 2030 werden schätzungsweise 66 Millionen Menschen betroffen sein, bis 2050 sogar 115 Millionen – Tendenz steigend. Gleichzeitig verschärfen der demografische Wandel und der Fachkräftemangel in der Pflege die Situation. Weniger Personal bedeutet weniger soziale Interaktion für ältere Menschen – und soziale Isolation ist ein Faktor, der das Risiko kognitiver Beeinträchtigungen erhöhen kann. Wie können wir also sicherstellen, dass Senior*innen nicht vereinsamen, sondern ein erfülltes Sozialleben führen?
Soziale Roboter als interaktive Begleiter
Hier kommen sogenannte Socially Interactive Agents (SIAs) ins Spiel: SIAs sind Geräte oder Software, die auf menschliche Interaktion ausgelegt sind und eine völlig neue Form der Unterhaltung ermöglichen. Diese Technologien umfassen sowohl physische soziale Roboter wie Pepper als auch virtuelle, computerbasierte Agenten, die in der Lage sind, auf verbale und nonverbale Signale zu reagieren. Sie fördern soziale Kontakte, bieten kognitive Stimulation und leisten emotionale Unterstützung.

Ein wichtiger Aspekt ist ihre multimodale Kommunikation: Das bedeutet, dass sie mehrere Kommunikationskanäle gleichzeitig nutzen, wie Sprache, Mimik und Gesten, um mit den Nutzer*innen zu interagieren. Dies trägt dazu bei, die Interaktion natürlicher und menschenähnlicher zu gestalten.
Während ihr Nutzen für Menschen mit kognitiven Einschränkungen bereits erforscht wurde, gibt es bisher wenige Studien zur Demenz-Prävention bei gesunden älteren Menschen. Besonders vielversprechend erscheint der Einsatz von SIAs in spielerischen Unterhaltungsformaten, die geistige Aktivität und soziale Interaktion fördern können. Zu den gängigen Demenzpräventionsstrategien gehören kognitive Übungen, körperliche Aktivität und soziale Interaktion. Diese Maßnahmen können helfen, das Risiko einer Demenzentwicklung zu verringern, selbst bei älteren Menschen ohne sichtbare kognitive Einschränkungen.
Das Experiment: Pepper als Spielpartner
Um das Potenzial sozialer Roboter zu untersuchen, testeten Forschende in einer aktuellen Studie, wie Senior*innen das Kartenspiel Schnauz mit dem humanoiden Roboter Pepper erleben. Dabei wurden zwei zentrale Faktoren untersucht:
Zum einen ging es um die Verkörperung von Pepper: Welchen Eindruch hinterlässt der physische soziale Roboter vs. der virtuelle Agent auf einem Bildschirm?
Zum anderen ging es um den Kommunikationsstil: Aufgabenorientiert (task-oriented) oder sozial interaktiv (social-oriented)?
- Task-oriented Stil: Hierbei liegt der Fokus auf der reinen Spielabwicklung. Pepper gibt klare Anweisungen zum Spiel, kommentiert Regeln und Spielzüge, bleibt dabei aber sachlich und neutral.
- Social-oriented Stil: In dieser Variante agiert Pepper geselliger – er verwendet Small Talk, macht Witze oder ermutigt die Spieler*innen aktiv („Das war ein großartiger Zug!“). Dadurch soll eine persönlichere Verbindung zwischen Mensch und Roboter entstehen.

Alle 70 Proband*innen spielten jeweils fünf Runden mit dem physisch und virtuell verkörperten Pepper. Anschließend wurden Faktoren wie Soziale Präsenz, Spaßerlebnis (Enjoyment) sowie die Wahrnehmung von Kompetenz und emotionaler Wärme bewertet.
Physische Präsenz macht den Unterschied
Die Ergebnisse: Der physisch anwesende Pepper wurde als sozial präsenter wahrgenommen als sein virtuelles Pendant. Die Teilnehmer*innen fühlten sich stärker mit ihm verbunden. Sie nahmen Pepper außerdem als kompetenter wahr, wenn er einen social-oriented Kommunikationsstil verwendete. Beim Spaßerlebnis und der emotionalen Wärme gab es keine signifikanten Unterschiede zwischen der physischen und virtuellen Version. Dies könnte darauf hinweisen, dass das Spielen mit Pepper unabhängig vom Kommunikationsstil und der Verkörperung als unterhaltsam wahrgenommen wurde.
Ein Blick in die Zukunft
Die aktuelle Forschung zeigt: Soziale Roboter wie Pepper können als soziale Spielpartner funktionieren – mit viel Potenzial für weitere Entwicklungen. Als neue Form der Unterhaltung könnten sie insbesondere ältere Zielgruppen ansprechen und gleichzeitig dem Fachkräftemangel in der Pflege entgegenwirken. Vielleicht sind SIAs also mehr als nur eine technische Spielerei: Sie könnten ein echter Gamechanger für die mediale Unterhaltungsbranche von morgen sein.
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