Start up Knowledge | 19.06.2023
Startups und ihre Erfolgsgeheimnisse
Was sollten Startups beachten, wenn sie zum erfolgreichen Unternehmen werden möchten? Finanzierung, Business Case und Social Media sind drei Aspekte. Beim Startup Camp teilten Gründer:innen aus ganz Europa ihre Expertise und Erfahrungswerte. Die besten Tipps und Tricks haben wir in diesem Blog festgehalten.
Inhaltsverzeichnis
- Schwarmintelligenz als Eventformat
- Zwischen Crowdfunding und Venture Capital
- Jedes Startup braucht einen Business-Case
- Bedürfnisse der Kundschaft kommen immer zuerst
- Externe Unternehmen überzeugen
- Drittplattformen als Weg zu neuen Nutzerinnen und Nutzern
- Aufmerksamkeit in Social Media erzeugen
- Visionen machen ein Startup groß
- Eine Zeit in der Startups alles ausprobieren können
- Hologramme in der Gegenwart
Schwarmintelligenz als Eventformat
Gemäß dem Motto "Caring is sharing” konnten beim Startup Camp, das im Rahmen des Media Lab Innovation Festivals stattfand, alle Anwesenden ihr Wissen teilen und weiter ausbauen. Als integratives Format fand die Veranstaltung als Barcamp statt. Bei dieser Eventform, pitchen interessierte Teilnehmende ihre Idee für eine sogenannte Session. Dann wird abgestimmt, welche die spannendsten Themen sind. Anhand eines Ablaufplanes werden anschließend die Vorträge für den Tag festgelegt. Der Kern des Barcamps ist, dass alle Anwesenden ihr Wissen teilen können und so eine Art Schwarmintelligenz entsteht. Beim Startup Camp ging es sowohl um die Relevanz als auch die Potenziale, welche Startups in die Medienbranche tragen. Außerdem gab es praktische Hands-on-Tipps für Gründer:innen und die, die es bald werden wollen.
Zwischen Crowdfunding und Venture Capital
Max ist einer von über 80 Gründer:innen und Medieninteressierten, die den ersten Tag des Media Lab Innovation Festival nutzten, um über die Schlüsselaspekte von erfolgreichen Startups zu sprechen. Gerade zu Beginn haben Startups Schwierigkeiten, Investoren und Investorinnen zu finden. Deshalb will der Founder von der App trendmover Max Pabinger kleine Investor:innen und Startups zusammenbringen. Als “Crowdfunding” möchte es Max aber nicht bezeichnen, denn das werde aus seiner Sicht eher negativ wahrgenommen: “Crowdfunding macht man ja nur, wenn kein VC einen finanzieren wollte.”
Mit seiner App können Kleinanleger:innen in überzeugende Ideen investieren, denn für Max gibt es mehr “zwischen Crowdfunding und Venture Capital”. So entsteht eine aktive Community, die Anteile an potenziell erfolgreichen Startups halten kann. Ein weiterer Effekt ist die Breite und Vielfalt der Investor:innen. Jede Person kann nur ein gewisses Limit an einem Startup erwerben. So wird verhindert, dass es übermächtige Großinvestor:innen gibt.
Jedes Startup braucht einen Business-Case
“Am Anfang steht die Idee”, sagt Tobias Hauswurz, Community-Manager beim CORRECTIV-Projekt beabee. Aus dieser Idee wird ein valider Business-Case entwickelt. Dass dies gelingt, zeigt die inzwischen etablierte Investigativplattform CORRECTIV. “Besonders in der jüngeren Zielgruppe ist heute mehr denn je wichtig: Journalismus mit - nicht für die Leute zu machen”. Damit spricht Tobias wie viele an diesem Tag die Bedürfnisse der Nutzer:innen an. Während der Journalismus sich traditionell als Sprachrohr zu den Leuten verstanden hat, ist bei jungen Medienschaffenden inzwischen klar: Journalismus muss zum Sprachrohr für die Leute werden.
Tobias Hauswurz von CORRECTIV arbeitet daran die Plattform beabee mitaufzubauen.
Bedürfnisse der Kundschaft kommen immer zuerst
“Nutzt jede Gelegenheit zur Produktverbesserung”, dieser Überzeugung ist Michael von Hohnhorst vom Medien-Startup Capacities. Auf dem diesjährigen Media Innovation Festival erklärte er auch warum: „Wenn man die Verbesserungsvorschläge erst einmal umgesetzt hat, steht das Basisprodukt mit allen integrierten Bedürfnissen der potenziellen Nutzer:innen”. Damit beschreibt der erfahrene Gründer, worauf zu Beginn einer Produktentwicklung der Fokus liegen sollte. Denn ohne nützliches Produkt, werden User und Userinnen nicht Aufmerksam werden.
Weiterhin gab er den Anwesenden mit auf dem Weg: „Es gibt vernünftige und unvernünftige Nutzer:innen - ein Feedbacksystem hilft, wertvolles Feedback zu erkennen und weniger wichtige Informationen zu vernachlässigen”. Was er damit meint, sind User:innen, die das gesamte Produkt in Frage stellen. “Höflich bleiben und die eigene Vision proaktiv kommunizieren”, rät Michael. Löschen sollte man Feedback aber von niemandem. Das wirkt intransparent und suggeriert den Außenstehenden, man habe etwas zu verbergen.
Externe Unternehmen überzeugen
Wer als B2B-Dienstleister Unternehmen als Kundschaft hat, konzentriert sich auch auf die Bedürfnisse jener Unternehmen. Thomas Thom von Sound & Pepper erklärte auf dem Startup Camp, dass Gründer:innen die Perspektive von Unternehmen einnehmen müssen, um zu überzeugen. Zum Beispiel fragen sich die Entscheider:innen in der Medienbranche: Wie klappt eine effiziente Arbeitsweise und können Medienschaffende gleichzeitig entlastet werden? Genau hier setzt das Medien-Startups “Sound & Pepper” an. Die Founder dahinter haben sich auf die Audiobranche spezialisiert. Wenn brennende Fragen beantwortet und individuelle Bedürfnisse von Unternehmen befriedigt werden können, dann haben Startups gute Argumente auf ihrer Seite, um eine Zusammenarbeit anzubahnen.
Drittplattformen als Weg zu neuen Nutzerinnen und Nutzern
Das Nutzerverhalten und Technologien führen in der Medienwelt zu anderen Verkaufsmodellen. Ein noch ungelöstes Problem ist dabei oft die Vermarktung von Inhalten. Aktuelle Lösungen wie klassische Paywalls sind für viele eine Barriere - wegen einem Artikel wird noch kein Abo abgeschlossen. Dieses aktuelle Thema besprach Daniel Schmidt von Paper Pass mit Teilnehmenden auf dem Startup Camp.
Daniel Schmidt und Christian Stölzle von Paper Pass wollen Leser:innen den Zugang zu Artikeln vereinfachen.
Die Idee von Paperpass: Wie wäre es interessierten Leser:innen einfach nur Zugang zu einzelnen Artikel zu ermöglichen – am Besten thematisch sortiert von mehreren Publishern? Während der Umsetzung der Idee merkte Paper Pass aber, dass große Verlage gar kein Interesse haben, Content auf einer Plattform mit dem Wettbewerb zu teilen. Doch warum ist das so, fragte er die Audience?
Publisher und Co hätten immer noch mehr Angst vor dem Wettbewerb, anstatt die Chance in der Synergie zu sehen. “Den Erstkontakt mit der Leserschaft über eine Drittplattform anzubahnen, halten viele Medienhäuser noch für den falschen Weg”, sagte eine Teilnehmerin. “Man muss die Daten aufarbeiten und die Costumer Journey gut dokumentieren. Diese Insights sind für Medienhäuser wichtig und eventuell ein größerer Anreiz, eine Drittplattform zu nutzen", ergänzte ein Teilnehmer.
Die Anwesenden waren sich einig, ein Problem liegt in dem veralteten Mindset in der Medienbranche. Publisher und Co hätten immer noch mehr Angst vor dem Wettbewerb, anstatt die Chance in der Synergie zu sehen. “Den Erstkontakt mit der Leserschaft über eine Drittplattform anzubahnen, halten viele Medienhäuser noch für den falschen Weg”, sagte eine Teilnehmerin. “Man muss die Daten aufarbeiten und die Costumer Journey gut dokumentieren. Diese Insights sind für Medienhäuser wichtig und eventuell ein größerer Anreiz, eine Drittplattform zu nutzen", ergänzte ein Teilnehmer.
Aufmerksamkeit in Social Media erzeugen
LinkedIn ist in der Medienbranche fest angekommen. Zwei bis drei Beiträge pro Woche sind ein Mindestmaß, um den gefräßigen Algorithmus zufriedenzustellen. Wenn man das Maximum aus seinem Profil herausholen möchte, reicht es aber nicht nur, an diesem Punkt anzusetzen. Das veraltete Modell des Firmenprofils wird größtenteils nur noch dafür verwendet, Follower up-to-date zu halten. Inzwischen gibt es ein sogenanntes “Creator-Profil”. Dieses ermöglicht es, vier bis fünf Hashtags mit sich zu assoziieren und damit deutlich mehr Interaktionen zu erzeugen
Weiterhin bietet die Gestaltung der Beiträge einige Verbesserungsmöglichkeiten. “Der Kerngedanke eines Posts muss in der Schlagzeile festgehalten sein und man sollte darauf achten, seine Leser:innen zu entertainen anstatt mit einer schieren Masse an trockenen Informationen zu langweilen.", erklärte Hendrikje Wagner vom Startup HypeRate. Selbst nach Fertigstellung des Beitrags kann man noch Einfluss auf die Anzahl an Interaktionen nehmen, indem man Personen in den Kommentaren taggt, von welchen man weiß, dass sie auf den Post reagieren werden.
Das Startup HypeRate selbst bietet ein ausgeklügeltes Tool an, welches die Herzfrequenz und andere biologische Daten mit der Nutzung der Streamingsplattform Twitch in Verbindung setzt. Für LinkedIn gibt es das noch nicht. Ob Bio-Daten der neueste Trend werden, bleibt abzuwarten.
Visionen machen ein Startup groß
Kein Trend, aber ein handfester Vorteil für ein Startup ist es, die eigene Vision klar zu kommunizieren. Babak Hosseini ist ein Teil des Startups wunderflix, dort arbeiten sie mit einer Art Zukunfts-Pressemitteilung der Vision. Das ist ein interner Onepager, der alle Mitarbeitenden auf das gleiche Ziel ausrichten soll oder auch beim Onboarding unterstützt. „Das Gehirn arbeitet bei einer gemeinsamen Vision anders“, sagt Babak Hosseini. Mit dieser Methode orientiert er sich an modernen Firmen wie Amazon, Apple und Co.
Für Babak Hosseini von wunderflix ist die gemeinsame Vision wichtig
Die Vision basiert auf Annahmen, Erwartungen und Ausrichtungen mit einem Zeithorizont für die kommenden vier bis fünf Jahren. Die wichtigsten Komponenten können zum Beispiel Kundschaft, Markt und Gründungsgeschichte sein. Diese Aspekte werden als gemeinsame Vision in dieser internen Pressemitteilung festgehalten. Das praktische daran: Sollte eine externe Person mehr über das Startup wissen wollen, enthält dieser One-Pager alle wichtigen Informationen für einen transparente Außenkommunikation. Das Wichtigste beim Formulieren der Vision. Babaks Credo lautet: “Groß denken! Denn wenn man klein denkt, endet man klein."
Eine Zeit in der Startups alles ausprobieren können
Ebenfalls ein großes Thema ist die Künstliche Intelligenz (KI), denn die rüttelt die gesamte Medienbranche auf. Das gilt auch für Medien-Startups. Steffen Bleher, selbst Gründer eines Startups, ermutigt alle Anwesenden, sich mit Programmierung und Developing auseinanderzusetzen - selbst dann, wenn sie nichts mit IT zu tun haben. Jetzt ist eine sehr spannende Zeit, in der man alles ausprobieren kann“, sagt der Co-Gründer des Medienstartups Capacities. Die KI übernimmt das Programmieren: „Startups sollten daher jetzt in das Ausprobieren und Entwickeln neuer KI-Methoden investieren. Am besten eigne sich dabei Open AI, Google und Hugging Face. Gerade weil große Unternehmen aus Compliance-Gründen KI oft noch nicht in den Arbeitsprozess integrieren dürfen, öffnet sich eine Nische für kleine Akteure und Akteurinnen: „Wenn die Großen es dann schließlich dürfen, stehen Startups mit den entwickelten Tools bereit!“
Mitte: Michael von Hohnhorst und Steffen Bleher von Capacities setzen auf Künstliche Intelligenz
Hologramme in der Gegenwart
Dass Startups häufig Vorreiter:innen in ihrer Branche sind, bestätigte auch Rui Chen bei ihrem Talk während des Startup Camp. Sie startete nämlich mit einer beeindruckenden Vorführung. Ihr Startup entwickelt Hologramme, die mit VR-Brillen lebensecht wirken. Der USP wird ganz klar durch die Immersion und das Beseitigen von einer Limitierung durch den Ort definiert. Aktuelle Kunden sind Kunst- und Medienuniversitäten aber noch ist unklar, ob der Mehrwert im richtigen Verhältnis zum gehobenen Preis steht. Ob sich die Technologie durchsetzt, wird sich zeigen. Cases in der Medienbranche sind definitiv vorhanden, zum Beispiel könnte diese Technologie für Filmcastings genutzt werden.