Media Trends | 07.11.2022

Stillstand ist keine Option - Tijen Onaran zur Innovationskraft in der Medienbranche

Unternehmerin Tijen Onaran | Foto: Media Lab Bayern

Startups sind ein riesiger Innovationsmotor für die Medienbranche. Davon ist die Unternehmerin Tijen Onaran überzeugt. Warum Publisher Startups für Innovation brauchen, erzählt sie im Interview. Außerdem hat sie noch ein paar Tipps für alle Gründer:innen dabei, die auf der Suche nach Investor:innen sind.

Medien müssen vor Innovation nur so strotzen, wenn es nach der Bestsellerautorin und Innovationsexpertin Tijen Onaran geht. Für die Unternehmerin und Investorin, ist die Innovationsfähigkeit eine Lösung, um die Herausforderungen der Medienbranche zu bewältigen. Deshalb hilft sie Unternehmen krisenfest und zukunftsgerichtet zu agieren. Ein Baustein dabei sind Startups. Warum Startups für die Zukunftsfähigkeit der Medien so wichtig sind und wann ein Startup überzeugt, hat sie uns im Gespräch mit Sabrina Harper erklärt.

Die Medienbranche hat es schwer mit der Transformation. Warum ist es für Medienunternehmen interessant, auf die Startup-Szene zu achten?

Tijen: Medienunternehmen sollten die innovativsten Produkte und Inhalte haben. So wie ich Medienunternehmen kennenlerne, sind diese meist nicht in der Lage, zum Beispiel aufgrund von Kapazitäten oder Strukturen, Innovationen selbst umzusetzen. Das sind Verlage, aber auch andere Medienkanäle. Selbst wenn sie zum Beispiel eine App aufsetzen, scheitert es häufig daran, dass sie nicht genügend PS auf die Straße bringen. Das ist bei Startups nicht der Fall. Man kann viel über Startups sagen, aber nicht, dass sie nicht schnell sind. Sie sind sehr experimentierfreudig und das fehlt Medienunternehmen häufig. Deshalb profitieren Verlage, TV, Radio und Co. von den Arbeitsweisen von Startups.

Die Startup-Landschaft ist breit und in der Medienbranche werden die Einnahmen schmaler. Zum Beispiel brechen klassische Werbeeinnahmen weg. Warum ist eine Investition in Startups dennoch smart?

Tijen: Man muss sich schon darüber bewusst sein, dass man in eine Vorleistung geht. Das unterschätzen viele. Es ist nicht realistisch, dass man heute investiert und morgen der Profit da ist. Vertrauen in die Gründer:innen und Zeit sind zwei Dinge, die Unternehmen brauchen. Ein Restrisiko bleibt immer. Aber die Alternative dazu, kann auch nicht sein, nicht zu handel. Denn die Veränderung kommt, egal ob man will oder nicht. Die Prämisse für große oder gestandene Unternehmen muss lauten: Ich bin selber Herr oder Frau von Veränderung. Durch das aktive Handeln, also zum Beispiel durch die Investition in Startups, macht man genau das.

Du bist selbst ein Business Angel. Worauf achtest du, wenn sich Gründer:innen bei dir für ein Invest vorstellen?

Tijen: Erstens, es muss eine Frau oder Frauen sein. Das kann man sehen, wie man möchte. Ich bin dafür angetreten, die aktuell herrschende Kapitalungleichheit zu schließen. Deshalb sind es bei mir Frauen.

Zweitens, ich investiere in Menschen und dann in die Idee. Das bedeutet, die Person muss mir vermitteln, dass die Person es ernst meint und egal was kommt weiter macht. Ich hatte beispielsweise ein Startup in meinem Portfolio, bei dem die Gründerin kurz vor der Insolvenz stand. Sie hat es gerade so noch geschafft, das abzuwenden. Ich glaube aber an die Person und weiß, dass sie es schaffen wird.

Was empfiehlst du Startups auf ihrem Weg?

Tijen: Ich kann allen Gründerinnen und Gründern empfehlen, dass sie sich ein gutes und belastbares Netzwerk aufbauen, welches sie durch jede Krise trägt. Achtet darauf, wer eure Business Angels sind. Sind das Leute, die euch nur Geld geben oder sind das auch Vertrauenspersonen. Letztere stehen euch auch in Krisenzeiten zur Seite.

Und was ist, wenn es nicht klappt. Ich erinnere mich an das Startup Kuchentrasch, das kürzlich die Insolvenz auf Social Media verkündete. Tolle Idee, tolles Konzept und am Ende hat es nicht ganz gereicht.

Tijen: Ja, das kann passieren, davor ist niemand gefeit. Aber auch wenn es nicht klappt, man darf sich von einem Misserfolg nicht entmutigen lassen. Die Gründerin Katharina Mayer hat sich positioniert und ist vielen ein Begriff. Sie ist als Person gewachsen, hat daraus gelernt und genießt das Vertrauen der Szene. Das ist aus meiner Perspektive eine ziemlich gute Basis für weitere Projekte.

Vielen Dank für das Interview!

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