Abschlussarbeiten im Media Lab | 19.05.2021

Viel Lärm um´s Messen: Zugängliche Lärmmessung für alle

Obwohl praktisch allgegenwärtig, nimmt man den Lärm in seiner Umgebung nicht immer bewusst war. Was man schnell lernt auszublenden kann jedoch gerade bei längerer Exposition zu mentalen aber auch physiologischen Beeinträchtigungen führen. Wie können Lärmdaten dabei helfen?

Der Verkehrslärm direkt unter meinem Fenster führte für mich nicht nur zu Stress und Genervtheit, sondern auch zum Thema meiner Masterarbeit. Ein halbes Jahr lang befasste ich mich damit, wie auch Laien ihren Umgebungslärm selbst messen können. Vor Beginn der Arbeit gaben mir Interviews mit (Daten)journalisten eine Einsicht in die Anforderungen an meine Idee. Dabei stieß ich immer wieder auf ähnliche Wünsche. Denn: Selbst wenn Zugänge zu behördlichen Daten existieren, liegen diese oft nicht in maschinenlesbaren Formaten vor. Und das sorgt für eine mühsame, langwierige Datenanalyse.

Die Messdaten sollten also in offenen, einfach strukturierten Formaten — versehen mit sinnvollen Metadaten — gespeichert und öffentlich zugreifbar sein. Ein "bezahlbarer" Sensor für den Eigenbau sollte zudem einen Gesamtpreis von 20€ nicht überschreiten.

Der Lärmsensor

Das Ergebnis ist der Prototyp eines Lärmsensors für die Citizen Science Plattform "senseBox", dessen Messgebiet durch Funksensoren erweiterbar ist. Der Sensor ist so entworfen, dass er auch von Nicht-Experten selbst gebaut und verwendet werden kann und die Materialkosten dabei in einem bezahlbaren Rahmen bleiben. Um den Zugang zu den rohen Messdaten noch zu erleichtern, folgte eine Studie über geeignete Visualisierungsmöglichkeiten, die den Betrachter von der Überinterpretation der Ergebnisse abhalten soll.

Die Visualisierung

Die Heatmap drückt durch Farbmarkierungen laute und leise Zeitslots aus.

Das Fan Chart sieht mit seinen Linien ganz anders aus, stellt aber die gleichen Daten dar.

Der Nutzertest

Die gesamte Arbeit schloss mit einem Nutzertest ab, bei dem der Prototyp in einem echten Anwendungsfall getestet wurde. Die Resonanz zeigt sich vielversprechend: Gelobt wurde die einfach gehaltene und sehr verständliche Bedienungsanleitung, die dem Prototyp beiliegt. Als noch leichter zu befolgende Alternative wurde außerdem eine Videoanleitung vorgeschlagen. Insgesamt wurde die Lärmmessung als interessantes, aber bisher wenig genutztes Thema in der Medienwelt beschrieben.

Und immerhin: Durch die Beschäftigung mit dem Thema ist der Lärm vor meinem Fenster zwar nicht weniger geworden, ich kann ihn jetzt aber messen.

Lukas hat nun unser Förderprogramm für Abschlussarbeiten durchlaufen! Wir sind gespannt, was wir noch alles von ihm und seinem Weg - vielleicht ja auch weiterhin auf den Spuren des Sensorjournalismus - mitbekommen!

Ein Artikel von

Lukas Schwarz

Lukas Schwarz studiert im Master Computing in the Humanities an der Universität Bamberg. Seit Juni 2020 arbeitet er in Zusammenarbeit mit dem Media Lab Ansbach an seiner Masterarbeit zum Thema "Lärmsensorentwicklung".

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