Events | 17.02.2020

VR the World: Internationaler XR-Optimismus im Media Lab

Allen Voraussagen zum Trotz sind XR-Technologien bisher eher in der Nische unterwegs – auch im Journalismus. Auf unserem XR-Meetup ist man sich aber sicher: Das wird sich ändern.

Zugegeben: Der ganz große Durchbruch von VR-Technologien im Journalismus und anderswo ist bisher ausgeblieben. Was es dafür aber gibt, sind zahlreiche Vordenker und Early Adopter, die gerne in neue Medienwelten abtauchen und fleißig an der XR-Zukunft arbeiten.

In der vergangenen Woche hatten sich der XR Hub München mit der Ludwig-Maximilians-Universität und dem Media Lab zusammengetan, um sich über den Stand des XR-Trends auszutauschen. Auch unser Media-Lab-Fellows von 1E9 waren dabei – im Juli wird es bei ihrer 1E9-Konferenz auch um dieses Thema gehen.

Eine engagierte Gruppe aus Studenten, Journalisten und XR-Enthusiasten hat sich also bei uns im Media Lab Bayern eingefunden. Als Probleme bei der Verbreitung von XR-Anwendungen werden schnell hohe technische Einstiegshürden diskutiert oder die Tatsache, dass Nutzern zunächst langweilige 360-Grad-Videos als „VR“ verkauft wurden. Einig sind sich die Teilnehmer aber in einem: Ihrem Optimismus.

„Technische Neuerungen kann man ganz gut voraussehen – viel schwieriger ist es bei sozialen Entwicklungen“, sagt Prof. Albrecht Schmidt, einer der Meetup-Speaker. Wann, ob und wie Menschen XR-Technologien wirklich nutzen, sei kaum abzusehen. Aber: Deutsche seien oft eher Late Adopter, nach einer Weile gebe es dann aber eine überdurchschnittlich hohe Durchdringung mit neuen Technologien. Nach anfänglicher Skepsis werde zum Beispiel Facebook heute in Deutschland intensiver genutzt als in vielen anderen Ländern.

Besonders für den Journalismus sieht Eva Wolfangel auch noch viel ungenutztes Potential. Die Journalistin ist gerade als Knight Science Fellow am MIT in Cambridge, USA und experimentiert im XR-Bereich. Sie ist über Skype zugeschaltet – über Social VR hat sie zwar zum Thema gefunden, aber ein virtuelles Meetup gab es dann leider doch noch nicht.

Soziale Räume in VR könnten etwa dabei helfen, dass Vertrauensproblem im Journalismus anzugehen – Studien zufolge glaubten Menschen anderen Menschen eher, wenn sie ihnen persönlich gegenüberstehen, so Eva. In virtuellen Räumen könne man vielleicht eines Tages den Austausch mit einem Journalisten oder einer Journalistin skalieren und Treffen auf Augenhöhe mit vielen, vielen Usern gleichzeitig möglich machen.

Doch auch wenn man sich an dieser Stelle fragt, ob das dann nicht genauso für Lügner und Propagandisten gilt (und sich der Effekt deshalb vielleicht wieder ausgleicht…) hat Eva noch andere, ganz formale Ideen für Dinge, die XR möglicherweise besser kann als Text, Film oder Podcast. Dinge anfassen und erkunden, die man im echten Leben eher nicht anfassen und erkunden könnte, zum Beispiel. Spontane Ideen: Menschliche Gehirne, Mondraketen oder Meeresspalten.

„Perception beyond the here and now“, nennt Albrecht das. Und freut sich ebenfalls auf die neuen Möglichkeiten, die XR zum gesellschaftlichen Austausch bieten könnte. Gleichzeitig, warnt er, bedeuteten neue Möglichkeiten zur Konstruktion von Medienrealitäten auch neue Verantwortung – besonders, wenn sie so umfassend sind wie durch XR. Die Frage, wer unsere Medienrealitäten wie und mit welchen Tools „baut“, wird in Zukunft also möglicherweise noch wichtiger werden.

Übrigens: Wer zumindest den „Wer“-Teil dieser Frage mit „Ich!“ beantworten kann, hat jetzt die Möglichkeit, das unter Beweis zu stellen: 1E9 sucht zusammen mit dem XR Hub Bavaria nach Konzepten, die Lust auf neue Realitäten machen. Die Gewinner dürfen auf der nächsten 1E9-Konferenz im Juli die Bühne erobern. Die Bewerbungsphase läuft noch bis zum 20. Februar!

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