Lab News | 01.04.2020
Was man von Media-Lab-Startups für die Krise lernen kann
Ideen validieren? Schwierig, wenn man nicht rausgehen und mit Menschen sprechen kann. Leads generieren? Wäre deutlich leichter, wenn es Konferenzen oder Meetups gäbe. Und neue Kunden oder Investments zu generieren ist schwierig, wenn alle die Gürtel enger schnallen.
Von diesen Problemen sind natürlich auch die Startups im Media Lab betroffen. Einige Startups haben aber auch das Glück, dass ihre Arbeitsweise schon immer so war, dass sie auch jetzt in der Krise funktioniert. Von ihnen kann man einiges lernen.
Einige unserer Teams haben viel Erfahrung mit Home Office und Remote Work. Das Team unseres Alumnis Upspeak verteilt sich zum Beispiel auf Deutschland, Ägypten und Indonesien. Dass das deutsche Büro jetzt auch noch auf verschiedene Wohnzimmer aufgeteilt ist, macht da keinen großen Unterschied mehr. Nach ihrer Zeit im Media Lab merkten die Gründer, dass sie nicht an einem Ort sitzen müssen, um erfolgreich zusammenzuarbeiten - einer wanderte deshalb nach Bali aus. Heute nutzt das Team Trello fürs Projektmanagement und Slack (und WhatsApp, wenn es mal schnell gehen muss) für die Kommunikation. Regelmäßige Meetings gibt es nicht, das Team entscheidet jeden Tag neu, ob eine Absprache nötig ist. Das Zauberwort für dieses System war “ausprobieren” - und das geht auch während einer Pandemie. Schritt für Schritt testete Upspeak verschiedene Tools, behielt manche und verwarf andere. Hauptsache ist, sich nicht zu früh auf eine von vielen Alternativen festzulegen.
Genauso geht es auch Picter: Gründer Claudio Ricci bezeichnet sein Startup als “remote company”, die ebenfalls mit Mitarbeitern in verschiedenen Ländern viel Zeit hatte, digitale Infrastruktur aufzubauen und zu testen. Diese Arbeitsweise funktioniere auch in der Krise nahtlos.
Auch andere Startups machen ähnliche Erfahrungen. Büros sind teuer, gerade in München - und diese Not wird gerade zur Tugend. Es zeigt sich, wie wichtig eine stabile, eingespielte Infrastruktur ist. Am Besten stellt man schon in guten Zeiten die entsprechenden Weichen und nimmt sich etwas Zeit, verschiedene Möglichkeiten zu testen - doch es ist nie zu spät damit anzufangen und ausprobieren kostet (meistens) nichts!
Auch wenn die Arbeit mit digitalen Tools gut funktioniert: Ein “weiter so” gibt es natürlich auch für die Startups nicht, die an Zoom und Slack gewöhnt sind. “Das B2B-Geschäft muss jetzt pausieren”, sagt Peter Lutsch, Gründer von Sidepreneur. Er will sich während der Pandemie deshalb verstärkt auf den Aufbau und die Pflege seiner (digitalen) Community konzentrieren. Ähnlich geht es auch anderen Teams, die im B2B und B2C-Bereich gleichzeitig unterwegs sind. Es ist natürlich ein Privileg, diese Chancen zu haben. Trotzdem braucht es auch Flexibilität eines Startups, um sie zu nutzen. Und die zeigt sich vor allem in der Fähigkeit, schnell umsatteln zu können. Das kann eben bedeuten, einen Unternehmenszweig zugunsten eines anderen ruhen zu lassen, geplante Events kurzfristig auf Zoom zu veranstalten oder neue Geschäftszweige aufzuspüren, die in der Krise verborgen sein könnten. Welche das sind, findet man wieder durch schnelles ausprobieren. Sidepreneur hat in den ersten digitalen Meetups Erfahrungen gesammelt und die Teilnehmer befragt. Die Learnings daraus nutzen sie jetzt, um andere Veranstalter zu beraten, die vor ähnlichen Problemen stehen, aber weniger digitalaffin sind, und einen virtuellen Coworking Space gestartet.
Alle Media-Lab-Startups eint, dass sie tendenziell an digitalen Produkten arbeiten und in den meisten Fällen deshalb auch während der Ausgangsbeschränkungen weiter arbeiten und Geld verdienen können. Ähnlich wie Zoom oder Slack gewinnen einige sogar gerade Nutzer hinzu. Etwa Upspeak, die mit ihrem Audio-Mentoring per App gerade mehr Mentoren und mehr Nutzer verzeichnen: Die Mentoren veröffentlichen mangels anderer Bühnen mehr Podcasts und Talks auf Upspeak, was auch mehr Nutzer auf die Plattform lockt. Sowohl Speaker als auch Zuhörer haben hier offenbar eine Alternative zum Konferenzbesuch gefunden.
Ähnlich geht es Picter und ihrem digitalen Kooperations-Tool für visuelle Projekte. Durch Kontaktsperren und Home Office merken plötzlich viele potentielle Kunden, dass man eine Lösung wie die von Picter tatsächlich braucht. Die will das Team natürlich für sich gewinnen, sie gleichzeitig aber auch in dieser schweren Zeit unterstützen. Picter hat deshalb seine Preise massiv reduziert: Teams bekommen 50% Rabatt, Freelancer und einzelne Kreative 75% Prozent und Unis können die App sogar für die nächsten sechs Monate gratis nutzen. Solange man es sich irgendwie leisten kann, ist zum Geld verdienen nach der Krise wieder Zeit - vielleicht mit den neuen Kunden, die den Einsatz jetzt zu schätzen wissen. Denn eines ist auch in dieser Pandemie sicher: Es wird eine Zeit danach geben, auf die man sich jetzt schon vorbereiten kann.
Auch wenn es manche Firmen und Startups in dieser Krise einfacher haben als andere: Gerade kleinere Unternehmen brauchen Unterstützung, und das nicht nur finanziell. Vielen davon könnt ihr euch mit eurer Zeit helfen. Schaut zum Beispiel einfach mal, ob ihr in den kostenlosen Angeboten von Upspeak etwas findet, oder ob ihr euch für eine der neuen Online-Veranstaltungen von Sidepreneur interessiert. Und wenn ihr euch mit Sales auskennt: Picter sucht gerade neue Teammitglieder und will einstellen - und das gerade in einer Krise wie jetzt.